Deutschland 2025 – eine dystopische Satire

Beitragsbild: Peter H, Pixabay, Ausschnitt von Sven Rottner.

Lesedauer: 13 Minuten

Manchmal wünsche ich mir eine Zeitmaschine. Meistens um zurückzureisen und bestimmte Dinge noch einmal zu erleben oder sie nachträglich zu ändern. Generell definiere ich mich viel stärker über meine Vergangenheit als über meine Zukunft. Eine nostalgische Ader ist mir nicht abzusprechen. Heute wage ich allerdings einen Ausblick auf Deutschland im September 2025. Die Bundestagswahl ist gerade vorbei, doch auch heftige Wetterphänomene erschüttern das Land. Meine private Zeitmaschine hat einige brauchbare Auszüge aus verschiedenen Zeitungen vom 22. September 2025 ausgespuckt…

Auszug aus die zeit (West)

Deutschland hat gewählt. Der Abwärtstrend bei der Wahlbeteiligung hat sich dabei weiter fortgesetzt. Gerade einmal 64,9 Prozent der Bundesbürger haben sich an der Wahl beteiligt. Gut zwei Drittel davon haben per Briefwahl oder online gewählt. Zulegen konnten Union und AfD, die anderen Fraktionen müssen teils herbe Wahlschlappen verkraften. Die Regierungsbildung wird sich wohl schwierig gestalten.

Ob die schwarz-grüne Koalition in Berlin auch die nächsten vier Jahre das Land regieren wird, ist zur Stunde völlig ungewiss. Es zeichnet sich eine knappe Mehrheit für das Bündnis ab. Gerade der Stimmeneinbruch bei den Grünen macht ein Weiter-Regieren der Koalition zumindest nicht wahrscheinlicher. Die grüne Partei steht laut vorläufigem Ergebnis bei 12 Prozent. Vor vier Jahren konnte sie noch ein Traumergebnis von 18,1 Prozent erreichen. Damit erreichten die Grünen das beste Wahlergebnis der Partei bei einer Bundestagswahl überhaupt. Auch mit 6 Prozentpunkten weniger konnten sie ein Rekordergebnis in der Parteigeschichte einfahren. Der Verlust wird aber trotzdem schmerzen.

Wahlgewinner des gestrigen Abends sind sowohl die Union als auch die AfD. Letztere hat sogar die Grünen als zweitstärkste Kraft im Parlament abgelöst. Dass die Partei nach fast acht Jahren Oppositionsführung nun in Regierungsverantwortung kommt, wird allerdings vor allem von Unionsseite weiterhin heftig dementiert. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wiederholte knapp seine Aussage von nach der Bundestagswahl 2021. Mit ihm werde es „definitiv keine Koalitionsverhandlungen mit Herrn Höcke geben“. Bei einem kurzen Pressestatement gestern Abend betonte der AfD-Partei – und Fraktionschef Höcke erneut seine Gesprächsbereitschaft. Die gemeinsame konservative Basis sei vorhanden, man müsse sie nur nutzen.

Die FDP wird vermutlich in der Opposition bleiben. Dennoch betonte der Parteivorsitzende Christian von Porz-Lindner die tragende Rolle der Liberalen in der bundesdeutschen Geschichte. Auch seine Partei stünde einer Regierungsbeteiligung offen gegenüber. Immerhin kann die Partei für sich verbuchen, bei der Privatisierung der Wasserwerke vor zwei Jahren das Zünglein an der Waage gewesen zu sein. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Kanzler Merz lieber heute als morgen gemeinsam mit der FDP die angestrebte Luftprivatisierung durchsetzen möchte. Allerdings kam von Porz-Lindners Aussage, es sei besser nicht zu atmen als umsonst zu atmen nicht bei allen Wählern gut an.

Trübe Stimmung auch im Gerhard-Schröder – Haus. Die SPD kam nicht einmal mehr auf die Hälfte der Stimmen, die ihr noch 2021 sicher waren. Mit gerade einmal 6,8 Prozent könnte die Partei zur kleinsten Oppositionspartei schrumpfen. Der Einzug der Linken (5 Prozent) steht zur Stunde weiterhin auf der Kipping.

In der Union nahm man das Wahlergebnis mit gemischten Gefühlen auf. Obwohl die Partei zulegen konnte (+2,1 Prozent), blieb das Ergebnis hinter den Erwartungen zurück. Viele Parteimitglieder machen eine zu starke Annäherung an die Grünen für den geringen Zuwachs verantwortlich. Lob für die Kooperation mit den Grünen kommt hingegen von Autorin Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie hob vor allen Dingen die Besinnung auf den Erhalt der christlichen Schöpfung hervor. Ihr Zuspruch stieß zuletzt vor allem der Jungen Union hart auf, die in Kramp-Karrenbauer schon immer eine Bedrohung gesehen hat.

Vizekanzler und Grünen-Parteivorsitzender Jens Spahn kommentierte das Ergebnis der…

Kommentare zum Artikel „Greta Thunberg nach Sportunfall in Klinik“ vom 12. September

Sebastian W.: schade das der krankenwagen sie mitgenommen hat. So ein auto kommt für die doch snst nicht in frage. verdammte faschohure.

Kevin R.: das kommt davon wen man nie fleisch ist und nur so veganes zeug in sich reinschafelt. geschiet ihr recht.

Volker W.: Ich hab mal bei ner Wette verloren und musste mir ihr Buch kaufen. Habs gleich hinterher verbrannt. Solltem an mit ihr auch machen.

Süddeutsche Zeitung

Das endgültige Ergebnis der Bundestagswahl gestern Abend wird wohl noch einige Tage auf sich warten lassen. Das gab Regierungssprecher Andreas Scheuer bereits direkt nach der Wahl bekannt. Als Grund nannte er den höheren Aufwand, um die ostdeutschen Stimmen auszuzählen.

Der Regierungssprecher und Porsche-Anteilseigner riet dazu, erste Hochrechnungen der Wahl vom Sonntag mit Vorsicht zu genießen. Er verwies auf zahlreiche Wahlzettel aus den ostdeutschen Bundesländern, die noch nicht ausgezählt wären. Gerade die Briefwahlunterlagen müssten zunächst den anti-faschistischen Schutzwall durchlaufen. Dabei könne die Bundesregierung erneut nicht auf die Unterstützung der AfD setzen. Thüringens Ministerpräsident, Landtagspräsident und Oppositionsführer Theodor Hans-Rüdiger Vollmers (AfD) zweifelte die Notwendigkeit der vor wenigen Jahren errichteten Mauer erneut an. Er sperre sich dabei nicht gegen die Idee einer Mauer um fünf deutsche Bundesländer als solche. Viel eher wollte er die Maßnahme als anti-sozialistischen Schutzwall verstanden wissen.

Die Blockade-Haltung der AfD ist nicht unerheblich für die Ermittlung des Wahlergebnisses. Die Partei ist in allen ostdeutschen Bundesländern regierungsführend. In Sachsen und Thüringen hält sie sogar die absolute Mehrheit. Besonders verzwickt: In Sachsen unterstützt selbst die Oppositionsführerin NPD die Blockade der Regierungspartei. Die Einflussmöglichkeiten der thüringischen CDS ist begrenzt. Die Wahlunion aus CDU und Linkspartei war aus dem desaströsen Experiment einer Regierungskoalition aus Linken und CDU vor einigen Jahren hervorgegangen, kann aber nur knapp 6 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

Politexperten sind sich einig, dass…

Focus Online

Nach den heftigen Schneefällen in den letzten Wochen setzt das Tauwetter einigen Regionen in Deutschland besonders zu. In mehreren Städten und Gemeinden stieg das Wasser auf besorgniserregende Pegel. Der Katastrophenfall wurde allerdings nirgends ausgerufen.

Besonders schlimm traf es Teile von Hamburg. Die Hansestadt wurde teils für Stunden lahmgelegt. Einzelne Bezirke und Viertel waren für längere Zeit ohne Strom. Der Pegelstand der Elbe war zum Wochenende hin ungewöhnlich rasch angestiegen. Der Temperaturschwenk der vergangenen Woche kam derart überraschend, dass selbst schnell eingeleitete Sicherungsmaßnahmen die großen Wassermengen nicht zurückhalten konnten. Der entstandene Schaden dürfte in die Millionen gehen. Die Feuerwehr befand sich das komplette Wochenende im Dauereinsatz, um Keller leerzupumpen. Teilweise wurden dazu Einheiten anderer Stadtteile hinzugezogen, um die akutesten und gefährlichsten Situationen schnell unter Kontrolle zu bringen.

Doch nicht nur Hamburg war vom Tauwetter gezeichnet. Auch in Frankfurt war die Lage zeitweise ernst. Es wurden Hochwasserstände von bis zu 1,40 Metern gemessen. Vergleichbar mit der Hochwasserkatastrophe in Hamburg vor zwei Jahren (3 Meter) ist das nicht. Es reichte aber immerhin aus, auch die Börsen- und Bankenstadt weitgehend lahmzulegen. Die Stadt Frankfurt zeigte sich von dem Ausmaß der Wasserschäden entsetzt. Gerade erst hatte der Bundestag zusätzliche Hilfsmittel für die Metropole bewilligt, um die Schäden des heftigen Schneefalls von vor etwa sechs Wochen besser beheben zu können.

Der diesjährige Schneefall hatte Mitte August vergleichsweise spät in diesem Jahr eingesetzt. Umso fataler war der erneute Temperaturanstieg der letzten Woche. Während vor einer Woche noch Höchsttemperaturen von -1 Grad zu einer regelrechten Erkältungsepidemie führten, klarte das Wetter in den Folgetagen rasch auf Tiefstwerte von 29 Grad auf.

Glimpflich davongekommen sind vor allem die südlichen Bundesländer. In Freiburg stieg das Thermometer auf bis zu 48 Grad. Teilweise verdampfte der Schnee hier sofort. Anwohner einer Gemeinde bei…

BILD

„Von einer Putze lass‘ ich mir nichts sagen!“ – JU-Chef Petersen watscht AKK ab

Die Stimmung im Konrad-Adenauer – Haus war gestern Abend heiter und ausgelassen. Viele Unionsmitglieder feierten das gute Ergebnis der Partei bei der Bundestagwahl. Nur einer wollte nicht so recht in Stimmung kommen: Lukas Petersen (25), Vorsitzender der Jungen Union. Ihn wurmte noch immer das vergifte Kompliment von AKK von vor wenigen Wochen (BILD berichtete). „Natürlich freue ich mich über die 37 Prozent, aber AKK hat trotzdem Unrecht,“ kommentierte er knapp das Ergebnis des Abends. Er sieht eine Vergrünung in seiner Partei. Autorin und ehemalige Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sieht das bekanntlich anders. Die 63-jährige lobte jüngst die Zusammenarbeit von Union und Grünen. Darauf angesprochen, meinte Petersen gereizt: „Ihre Meinung ist nicht relevant. Von einer Putze lass‘ ich mir nichts sagen!“ Zur Erinnerung: AKK war 2021 empört aus der Partei ausgetreten, nachdem sie sich nicht gegen Kanzler Friedrich Merz (69) durchsetzen konnte. Mitglieder der JU legten ihr damals nahe, auch ihre Parteimitgliedschaft niederzulegen und boten ihr sogar eine Stelle als Reinigungskraft im Konrad-Adenauer – Haus an. Seitdem lebt sie zurückgezogen und arbeitet als Autorin („Hilfe, ich liebe meinen Labrador!“).

Kommentare zum Artikel „Kippt Höcke-Biografie im letzten Moment?“ vom 26. August

Peter L.: Faschos raus aus Deutschland!

Maxi R.: Wir sind das Volk Wir sind das Volk

Conny M.: @Peter L ich weiß wo sie wohnen

Manuel F.: höcke ist unser mann

taff (Live-Mitschnitt aus dem TV):

…ein wahres Traumtor.

So viel zum Sport, nun noch das neueste aus der Rubrik Klatsch &Tratsch. Gerüchten zufolge soll die Ehe zwischen Heidi Klum (52) und Nationalelf-Spieler Franko Basolu (23) vor dem Aus stehen. Angeblich wurde der attraktive Jüngling beim Knutschen mit Heidis Ex-Schwager Bill Kaulitz (36) gesichtet. Wenn das mal nicht Grund genug für einen Rosenkrieg ist.

Aber natürlich gibt es auch erfreuliches zu berichten. Die Katze ist seit Samstag stolze Mama von Zwillingen. Die 38-jährige hat die Anzahl ihres Nachwuchses damit flugs verdoppelt. Daniela Katzenberger hatte vor einigen Monaten Schlagzeilen gemacht, nachdem sie sich in einer RTL-Sendung vor laufender Kamera einer künstlichen Befruchtung unterzog.

Und nun noch eine kurze Meldung aus der Hauptstadt: Dort ist heute ein weiteres Obdachlosenheim pleite gegangen. Die Mieten dort betragen zur Zeit durchschnittlich 194 Euro pro Quadratmeter.

Deshalb freut sich nun auch der Berliner Harald Lidberger, dass er zu unserem Gewinnspiel durchgekommen ist…

Kommentare zum Artikel „Nach Wagenknecht-Attentat: Polizei vermutet Täter im linksextremen Millieu“ vom 25. August

Hanno R.: ich wars

Sandy H.: nein ich

Falk M.: nö ich

Buchrezension aus dem Spiegel

Einen Tag nach der Bundestagswahl ist die Autobiografie des AfD-Chefs Bernd Höcke erschienen. In „Mein Weg“ erzählt der charismatische Parteiführer von Nationalstolz, Mut und seiner tiefen Abneigung gegen die in seinen Augen linksgrüne Ideologie.

Die Reaktionen auf Bernd Höckes Ankündigung, eine Autobiographie veröffentlichen zu wollen, hätten zwiespältiger nicht sein können. Der 53-jährige hatte ursprünglich bereits vor drei Jahren die Veröffentlichung seiner Memoiren in Aussicht gestellt. Erste Auszüge daraus lehnten allerdings alle namhaften Verlage kategorisch ab. Viele von ihnen bemängelten die fehlende Distanzierung des AfD-Chefs von rechtsextremem Gedankengut. So träumt Höcke in seinem Werk doch tatsächlich davon, „auch noch den Rest der CDU von innen wie von außen heraus zu säubern und auf Kurs zu bringen.“ In seinem Buch wirbt er wiederholt für den Vorstoß der sächsischen AfD, neben Asylsuchenden auch sogenannte „Verdachtsfälle“ in den Flüchtlings-Ankerzentren im Freistaat aufzunehmen. Gemeint sind Menschen, deren Nationalität und sexuelle Orientierung nicht auf den ersten Blick erkennbar seien. Sie würden so am besten vor „peinlichen Fragen und einer Verletzung ihrer Gefühle“ bewahrt bleiben.

Blockiert hatten die Publikation vor allem linke Gruppierungen und Interessensverbände aus dem Westen. Im Osten der Republik stießen sie auf Versammlungsverbote. Weiterhin sind in Sachsen alle Parteien links der CDU verboten. Auch das beleuchtet Höcke kritisch in seiner Abhandlung: „Vor den linken Gesinnungsgenossen und Nestbeschmutzern darf man niemals einknicken. Von demher war der Entschluss der sächsischen AfD, seinerzeit lediglich Grüne, SPD und Linke zu verbieten, ein grober Fehler. Wir müssen alles links der AfD ausmerzen.“

Die Abneigung gegen die Farbe Grün entspringt dabei Höckes frühester Kindheit. Mit großer Leidenschaft erzählt er die Anekdote von…

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Wie die Linken die Menschen rechts liegenlassen

Lesedauer: 9 Minuten

Linkssein gilt heute eher als Beleidigung und nicht mehr so sehr als politische Einordnung. Immer öfter heißt es Rechts gegen Links. Als ob es nicht irgendwas dazwischen gäbe. Und genau dieses Dazwischen ist das Problem. Die echte Linke hat es sich viel zu lange gefallen lassen, dass alle dazwischen zu einem linken Mob stilisiert wurden. Die Linke hat damit an Bedeutung eingebüßt und viele Wähler an die verloren, die mit aller Macht versuchen, linke Alternativen verächtlich zu machen.

Lechts und Rinks

Früher war völlig klar: Wählst du SPD, dann bist du ein Linker. Wählst du CDU, dann fühlst du dich der demokratischen Rechten zugehörig. Klar, die Zeiten des Drei-Fraktionen – Parlaments sind lange vorbei. Der Bundestag ist eher damit beschäftigt, nicht zeitnah aus allen Nähten zu platzen. Mit 709 Abgeordneten ist der Bundestag schließlich so gefüllt wie nie. Fast langweilig, dass den Damen und Herren hinter den Regierungsbänken nichts originelleres als eine Große Koalition eingefallen ist.

Die politischen Einordnungen links und rechts sind allerdings weiterhin rege in Gebrauch. Gerade der Begriff der politischen Linken hat sich in den letzten Jahren allerdings massiv verändert. Glaubt man der Propaganda der AfD, so wimmelt es im Land von Sozialisten und linken Ideologen. Im Kern bezeichnet die AfD die Politik aller anderen Fraktionen im Parlament als links. Gut, im Prinzip liegen sie damit gar nicht mal so falsch. Erstens sitzt die AfD nun einmal ganz rechts im Parlament, weswegen es wirklich kein Kunststück ist, sich links von den Gauleitern und Baumännern aufzuhalten. Zweitens macht es die AfD den anderen Fraktionen ziemlich leicht, im Schatten ihres teilweise rechtsextremen Personals wie linke Hallodris dazustehen.

Wenn allerdings die Bundeskanzlerin als „Sozialdemokratin“ diffamiert wird, hört der Realitätssinn auf. Die Politik von CDU und FDP ernsthaft als links zu bezeichnen, muss doch jedem echten Linken wie ein kräftiger Hieb in die Magengegend vorkommen. Reihum geißelt die AfD die Politik der übrigen Fraktionen als linksliberal oder sogar als linksgrün-versifft. Das Wort „links“ verkommt für die Anhänger der Rechtspopulisten immer mehr zur ultimativen Herabsetzung anderer Positionen. Doch machen es bestimmte andere Lager der AfD mitunter viel zu leicht. Nur zu willig lassen sie sich die roten Socken überstülpen und feiern sich dafür, dass sie von rechtsaußen als Gutmenschen betitelt werden. Warum die AfDler alle Schlechtmenschen sein wollen, wird viel zu selten hinterfragt.

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Die Grenzen gesunden Menschenverstands

Dass weder Angela Merkel noch Christian Lindner ernsthaft linke Politik betreiben, steht vollkommen außer Frage. Doch was ist denn dann überhaupt wirklich links? Wikipedia bezeichnet jene Ansätze als links, „welche die Aufhebung von Ungleichheit und als Unterdrückung begriffenen Sozialstrukturen zugunsten der wirtschaftlich oder gesellschaftlich Benachteiligten zum Ziel haben“. So weit, so unverständlich. Nach der klassischen Auffassung werden die Parteien links der CDU dem linken Parteienspektrum zugeordnet. Doch gerade in diesem Umfeld haben sich in den letzten Jahren die schärfsten Veränderungen im Selbstverständnis linker Politik vollzogen.

Die Grünen gelten für die AfD dabei als DAS Feindbild überhaupt. Für sie sind die Grünen der Inbegriff der verhassten linksgrün-versifften 68er-Mentalität. Doch bereits hier stößt der gesunde Menschenverstand an seine Grenzen. Um es in einem Satz auszudrücken: Die Grünen sind nicht links. Zum Linkssein gehört mehr als sich von seinen parlamentarischen Opponenten so schimpfen zu lassen. Grundsätzlich ist linke Politik sozial, friedlich und tolerant.

Die Grünen sind nicht links!

All diese Beispiele haben die Grünen in der Vergangenheit widerlegt. Es stimmt, dass die Grünen einst als Friedens- und Umweltpartei gegründet wurden. Die Umweltpartei sind sie vielleicht auch geblieben. Immerhin profitieren sie am meisten von der Klimadebatte; ein Blick auf die Umfrageergebnisse reicht hier aus. Doch wie sieht es mit dem Frieden aus? Bei den letzten namentlichen Abstimmungen im Bundestag über Einsätze der Bundeswehr im Ausland haben die Grünen fast immer einstimmig mit Ja gestimmt. Wirklich überraschen kann das keinen. Unter Schröder haben die Grünen immerhin den Einsatz der Armee in Afghanistan mitgetragen, natürlich alles unter dem Deckmantel der außenpolitischen Verantwortung.

Sozial sind die Grünen auch schon lange nicht mehr. Genau in ihre wenig ruhmreiche Regierungszeit vor fünfzehn Jahren fällt die Einführung von Hartz-IV und damit der rapide Sozialabbau in Deutschland. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie leichtfertig gerade junge Menschen ihr Kreuz bei dieser Partei machen und sich von der vielversprechenden Klimapolitik der Grünen blenden lassen. Zur Erinnerung: Die Grünen befürworten einen Preis für CO2, der kinderleicht auf die Verbraucher umgelegt werden kann. Damit verpufft der klimafreundliche Effekt größtenteils, weil damit nur die Kleinen ihre schädlichen Emissionen runterfahren. Die Großen müssen zwar etwas tiefer in die Tasche greifen, können aber weiterhin problemlos gegen das Klima handeln.

Schröder, Afghanistan, Hartz-IV. Was nützt es, in alten Wunden zu stochern? Viel wichtiger ist doch, was heute ist. Die Grünen sind vielleicht die lautesten, wenn es darum geht, klare Kante gegen Rechts zu zeigen. Das ist gut so. Doch manch Grüner vergisst dabei, die Werte zu vertreten, die er verwirklicht sehen will. Auf die Frage, ob er Fleischesser oder Frauke Petry mehr hasst, antwortete Anton Hofreiter unverblümt, dass sich sein ganzer Hass gegen die ehemalige AfD-Politikerin richtet. Im folgenden erklärt er, warum Frau Petry mit ihren Positionen seines Hasses würdig ist. Das ist Verrohung der Gesellschaft vom feinsten.

Protest unter falschem Vorzeichen

Okay, die Grünen sind also nicht links. Aber wer ist es dann? Im Prinzip gibt es in der heutigen Bundesrepublik keine ernstzunehmende Partei mehr, die tatsächlich links ist. Wer früher links gewählt hat, der musste kein grundüberzeugter Sozialist sein. Die einstige Arbeiterpartei SPD bot all denjenigen eine politische Heimat, die in der Republik sozial vernachlässigt wurden oder schlicht der Arbeiterschicht angehörten. Heute ist das nicht mehr so. SPD und Linke müssen sich heute auf eine immer kleinerwerdende Stammwählerschaft verlassen. Die meisten wählen diese Parteien, weil sie das schon immer taten, nicht aber, weil sie sich von ihnen ganz besonders angesprochen fühlen. Diesen Job haben andere übernommen. Anders ist nicht zu erklären, warum gerade die ehemaligen linken Parteien so viele Wähler an die AfD verloren haben.

Natürlich ist die CDU weiterhin unangefochtener Spitzenreiter, was die Wählerabwanderung zur AfD anbelangt. Doch hier wandern die Wähler aus dem umgekehrten Grund ab: Die CDU ist nicht mehr rechts genug. Nach der jahrelangen Großkoaliererei und dem Kuschelkurs mit der SPD ist die Union zu einer profillosen Hülle ihrer selbst verkommen und verliert ihre erzkonservativen Wähler. Solche waren nie für linke Politik zugänglich. Aber viele andere waren es dennoch. Und hört man den klassischen „Protestwählern“ einmal genau zu, so erkennt man zwischen den Zeilen ein regelrechtes Verlangen nach linker Politik. Unter dem Vorzeichen der Flüchtlingskrise wird sich über all das empört, was echte linke Politik schon immer verurteilt hat: Hartz IV, mickrige Renten und eine desolate Arbeitsmarktsituation.

Mit ihren Sorgen und Ängsten wurden diese Menschen allein gelassen. Es gab keine linke Alternative zu der neoliberalen Politik der letzten Jahre. Die SPD war maßgeblich an den Verschlechterungen beteiligt. Die Linkspartei war entweder total im Klinsch oder kopierte fleißig das hippe linksliberale Image der Grünen. Viele Menschen wurden zu Nichtwählern. Die AfD, die die Alternative bereits im Namen trägt, sprach all diese Ängste an. Es ist bezeichnend, dass diese Partei gerade durch die Flüchtlingskrise einen deutlichen Aufschwung erlebte. Die Flüchtlingswelle seit dem Sommer 2015 hat die Verlustängste vieler Bürgerinnen und Bürger offenbart, wenn nicht sogar verschärft.

Das Klima ist die neue Flüchtlingskrise

Wie empfänglich viele Wähler der AfD für linke Politik sind, war eindeutig am Schulz-Effekt zu sehen. Augenscheinlich vertrat Martin Schulz zu Beginn seiner Kanzlerkandidatur eine Politik, die sich den Sorgen der Menschen annahm. Schwupps, erlebte die SPD einen Höhenflug bei den Umfrageergebnissen. Und zwar nicht zulasten der CDU. Mit den Christdemokraten lieferten sich die Sozen über Wochen ein Kopf-an-Kopf – Rennen. Gesunken ist stattdessen der Zuspruch für die AfD. Auch viele Nichtwähler konnte Schulz kurzfristig von sich überzeugen. Er sammelte also genau jene Wähler auf, die sich von keiner Partei vertreten fühlten oder sogar schon den Rechtspopulisten auf den Leim gegangen waren.

Es kam wie es kam. Martin Schulz konnte den linken Kurs gegen parteiinternen Widerstand nicht aufrechterhalten. Die Alternative war wieder blau. Sie akzeptierten den Preis, eine Partei mit teilweise offen rechtsextremen Agitatoren zu wählen und dafür selbst als Rassisten verfemt zu sein.  Viele wurden wieder im Stich gelassen. Und das hat sich bis heute nicht geändert.

Das neue große Aufregerthema: das Klima. Natürlich geht echter Klimaschutz in der heutigen Situation nicht ohne Umdenken und auch nicht ohne Verzicht. Aber natürlich kann niemand dem arbeitenden Volk erklären, warum jeder einzelne so viel tiefer in die Tasche greifen muss und so viel mehr echten Verzicht hinnehmen muss als große Konzerne. Es ist widersinnig. Es gibt dafür keine Erklärung. Echte linke Politik würde das nicht zulassen…


Nachtrag (15. Januar 2020): Die Partei Die Linke hat auf ihrer Internetseite einen interessanten, ähnlichen Beitrag veröffentlicht. Zum Beitrag

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Eigentlich war Hitler ein Versager

Vorschaubild: Gerd Altmann, Pixabay.

Lesedauer: 12 Minuten

Es gibt in unserem Land Menschen, die lange den Mund hielten. Heute sprechen Sie von Gesinnungshaft, Volksaustausch und Schießbefehl. In der AfD haben Sie ein Forum gefunden, sich Gehör zu verschaffen. Viele bewundern und bejubeln diese Partei, von anderen wird sie scharf kritisiert. Immer häufiger werden ihr faschistoide Tendenzen bescheinigt. Ja, es gibt Menschen, die lange den Mund hielten – und das aus gutem Grund.

Eine aufgeklärte Gesellschaft

Vor etwas mehr als zehn Jahren verkündete meine damalige Deutschlehrerin, dass sie ihren Unterricht etwas anders gestalten wollte. Die Zeit des langatmigen Bücherwälzens und Aufsatzschreibens sollte ein Ende haben. Stattdessen wollte sie uns literarisch wertvolles möglichst zeitgemäß vermitteln. Konkret bedeutete das: ein Ausflug ins Kino. Mit Sicherheit gibt es bessere Filmbegleitungen als eine überdreht-enthusiastische Deutschlehrerin und einer Horde pubertierender Jugendlicher, von denen man auf die meisten verzichten konnte. Andererseits war der Kinobesuch eine willkommene Abwechslung vom drögen Schulalltag eines Neuntklässlers.

Auch die Filmauswahl hätte schiefer gehen können. Frau Küschder (Name bis zur Unkenntlichkeit verändert) hatte sich für den Film „Die Welle“ mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle entschieden. Zu dem Streifen ist viele Jahre zuvor auch ein gleichnamiger Roman erschienen, doch den wollte uns unsere Deutschlehrerin anscheinend nicht zumuten. Ehrlich gesagt, hat mir der Film tatsächlich gereicht. Kurzes Wrap-Up: In dem Film geht es um einen übermotivierten Lehrer (Parallelen zur Wirklichkeit rein zufällig), der seinen Schülern was über den Faschismus in Deutschland erzählen soll. Die meisten der Kids winken gelangweilt ab: das könnte heute gar nicht mehr passieren, viel zu aufgeklärt wäre die heutige Gesellschaft. Der Lehrer wagt also ein Experiment. Innerhalb kürzester Zeit bildet er seine Schützlinge zu einer Art Schülerarmee (SA?) aus, die „ganz Deutschland überrollen“ soll. Die meisten Jugendlichen lassen sich fasziniert mitreißen bis ihnen Jürgen Vogel klarmacht, dass sie gerade all ihre Beschwörungen einer aufgeklärten Gesellschaft selbst zugrunderichten.

Keine leichte Kost

Ich bin mir bis heute unsicher, ob mich dieser Film faszinierte oder einfach nur verstörte. Vielleicht von beidem etwas. Fakt ist, dass er darauf abzielte, Menschen wachzurütteln. Nur weil einmal etwas schiefging und es uns heute gut geht, heißt das noch lange nicht, dass es nicht wieder zur Katastrophe kommen kann. Die Zeit meinte sogar, der Film sei „der rechte Film zur rechten Zeit.“ Zugegeben leistete der Film eine Menge zu dieser angeblich so aufgeklärten Gesellschaft. Im Endeffekt machte er unsere Gesellschaft noch aufgeklärter.

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Das war vor zehn Jahren. Wie würden die Reaktionen auf einen solchen Film wohl heute ausfallen? Ich wage zu vermuten: völlig anders. Heute würde sich eine beachtliche Gruppe an Menschen darüber echauffieren, dass mal wieder viel zu aggressiv auf eine faschistische Gefahr in unserem Land hingewiesen werden würde. Man kann sich lebhaft Kommentare vorstellen wie: „Alimentierte Messermörder vom IS sind also keine Gefahr?“ oder „Mal wieder typisch, auf dem linken Auge blind.“ Aber wozu solch offensichtliche Reaktionen herausfordern? Der Film hat vor einem Jahrzehnt gut funktioniert. Heute brauchen wir ihn nicht mehr. Es reicht ein Blick in die Realität.

Jeder kann ein Faschist sein

Eines ist völlig gewiss: Viele Reaktionen auf einen solchen Film würden heute auf reine Geschichtsvergessenheit abzielen. Jürgen Vogel will seinen Schülern den Begriff „Faschismus“ näherbringen. Lange Zeit galt dieses Wort als das Böse in Reinform. Und vom Bösen soll man sich fernhalten. Tatsächlich hat das lange Zeit gut geklappt. Der Terminus war eindeutig dem akademischen Milieu zuzuordnen. Geschichtsprofessoren verwendeten diesen Begriff, um über das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zu sprechen. Möglicherweise kannten viele den Begriff noch nicht einmal oder konnten mit ihm nichts anfangen. Und heute? Ein Blick in die Social Media reicht aus, um eines zu erkennen: „Faschismus“ wird heute beinahe inflationär verwendet. So ist häufig zu lesen, Greta Thunberg sei eine Faschistin, generell alle Klimaschützer seien doch Faschisten. Angela Merkel führe das Land in eine Diktatur.

Was hier geschieht ist schlicht und ergreifend die völlige Entwertung und Neubesetzung dieser Begrifflichkeiten. Ein Kind (!) wird allen Ernstes mit dem Faschismus gleichgesetzt. Einen härteren Schlag ins Gesicht der wenigen noch lebenden Opfer von echtem Faschismus ist kaum möglich.

Der Bundeskanzlerin wird diktatorisches Vorgehen bescheinigt. Es ist beinahe traurig, dass eine Vielzahl derer, die am lautesten schreien, Diktatur am eigenen Leib erlebt haben. Allen Ernstes wird das heutige Deutschland mit der DDR verglichen. Dabei könnten wir heute von Planwirtschaft, Ein-Parteien – Herrschaft und Gesinnungshaft nicht weiter entfernt sein.

Diese groteske Neudefinition von Begriffen resultiert schließlich in einer völligen Enthemmung von Sprache. Frauke Petry möchte das Wort „völkisch“ wieder in den bürgerlichen Diskurs integrieren, Alexander Gauland kündigt an, man werde die Regierungschefin „jagen“. Gestern völkisch, heute jagen. Was wird wohl morgen sagbar sein?

Die Sache mit den Flüchtlingskindern

Die Emotionen in solchen neuen Debatten werden auf ein Minimum reduziert. Mitgefühl, Anteilnahme und Verständnis werden Schritt für Schritt abgeschafft. Zurück bleiben lediglich Wut und Angst. Vor nicht all zu langer Zeit trieb es Alexander Gauland damit auf die Spitze: Man dürfe sich von Kinderaugen nicht erpressen lassen. Was für eine perverse Umkehr vom Opfer zum Täter! Ähnlich wie bei Greta Thunberg wird den Flüchtlingskindern hier eine schädliche Intention unterstellt. Sie würden ihre Kindlichkeit gezielt dazu nutzen, um uns zu erpressen. Scheiß‘ auf deine Urinstinkte. Zur Not kann man schließlich auch auf Kinder schießen. #sweettrixi

Das erschreckende ist: es funktioniert. „Die Welle“ sollte vor gut zehn Jahren vor allem eines hervorrufen: blankes Entsetzen. Bis auf eine traurige Ausnahme sahen alle Schüler ein, dass sie auf einem völligen Holzweg waren. Nur ein Schüler wollte die Bewegung nicht aufgeben. Er rastete komplett aus und erschoss sich schließlich selbst. Unter den Schülern war er ein Einzelfall. Zuvor war er bereits Einzelgänger. Er wurde höchstens belächelt.

Die Herrschaft der Dummen

Vor einigen Monaten beklagte sich ein Freund von mir darüber, dass die AfD nur deshalb solchen Aufwind erführe, weil man den Dummen freie Hand ließe. Dieser Aufstieg der Dummen wäre mit dem Aufstieg der Nazis vor 80 Jahren vergleichbar. Zunächst konnte ich mit dieser Meinung nicht viel anfangen. Ich empfand es als Verharmlosung, Personen wie Gauland, Meuthen oder Höcke zu Dummen zu degradieren. Denn das sind sie mit Sicherheit nicht.

Doch man versuche einmal, sich vorzustellen, jemand hätte eine Äußerung á la Höcke vor zehn Jahren von sich gegeben. Die wenigsten hätten ihm zugehört, die meisten ihn bestenfalls belächelt. Er wäre einer von den Dummen gewesen. Eine Witzfigur.

Und genau das sind doch die Damen und Herren, die seit 2017 rechts der FDP sitzen. Witzfiguren. Bemitleidenswerte Kreaturen, die auf immer dem Gestern nachweinen. Geleitet werden sie von einer schier ekelerregenden kleinbürgerlichen Bequemlichkeit gepaart mit einer völligen menschlichen Inkompetenz. Sie sind Verlierer. Alle. Doch irgendwer hat sie zu Gewinnern gemacht.

Nehmen wir beispielsweise den AfD-Mann Markus Frohnmaier. Seit 2017 sitzt er im Bundestag. Bekannt ist er vor allem durch einen Auftritt in Erfurt 2015, wo er die jubelnde Masse beschwört, es werde bald „ausgemistet“. Ohne zu sehr ins persönliche abdriften zu wollen: der Mann erinnert mich an ein kleines Schweinchen. Als ich ihn das erste Mal sah, war meine prompte Reaktion ein aufmunterndes Lächeln. Als wäre es mir ein dringendes Bedürfnis, ihm zu sagen, dass es auf diesem Planeten bestimmt irgendwo irgendwen gäbe, der ihn liebhat, irgendwie.

Von Anfang an sträubten sich mir die Nackenhaare, dass eine an sich so ulkige Figur ein solches Forum erhielt. Frohnmaier ist tatsächlich die fleischgewordene Herrschaft der Dummen. Mit seinen wahnwitzigen Ideen über ein Abschiebeministerium und einer anschließenden Volkssäuberung hätte er vor einem Jahrzehnt bestenfalls eine Maus in seiner schwäbischen Stammkneipe hervorlocken können. Heute begeistert er tausende.

Über Zugklos, Fernseher und talentfreie Bartträger

Frohnmaier ist beileibe kein Einzelfall. Die Liste der Clowns in der AfD ließe sich beliebig fortsetzen. Doch so waren die Akteure vom rechten Rand schon immer drauf. Gescheiterte Existenzen, die Veränderung um keinen Preis dulden können. Im Prinzip war selbst Hitler eine Lachnummer. Im Ersten Weltkrieg hat er nennenswerte militärische Erfolge verfehlt, auch wenn er später gerne etwas anderes erzählte. Nach dem Krieg hat er es mangels Talents nicht auf die Kunstschule geschafft. Erfolg mit Frauen blieb ebenso aus. Arbeitslos, mittellos, ein Vollversager eben. Mit den AfD-Leuten von heute eint ihn eines: ein nicht zu unterschätzendes rhetorisches Geschick.

Das besitzen sicherlich nicht alle von diesen „Dummen“. Trotzdem wird vielen von ihnen heute zugehört. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Situation in der Regionalbahn. Auf dem Viererplatz hinter mir mokierte sich ein älterer Herr darüber, dass das Zugklo mal wieder defekt sei. Wie eigentlich immer. Aber Hauptsache, die Flüchtlinge könnten sich den neuesten Fernseher in ihre Bude stellen. Bei dieser kausalen Verirrung gluckste ich zunächst leise auf. Das Lachen blieb mir allerdings im Halse stecken, als ihm sogar die Leute im Vierersitz neben ihm bewundernd zustimmten. Sie erkannten nicht, dass dieser grantige alte Mann weder von Menschen noch von Fernsehern etwas verstand.

Pegida-Aufmarsch in Dresden im Januar 2015.
Bild: Kalispera Dell, PEGIDA Demo DRESEDEN 25 Jan 2015 116227104, CC BY 3.0

Dummheit scheint in Mode zu sein. Auch auf Social-Media – Plattformen wie facebook überbieten sich manche User geradezu mit ihrer evidenten Inkompetenz und heißgeliebten Bequemlichkeit. Die Flüchtlingskrise ab 2015 wirkte wie ein Katalysator auf all diejenigen, die sonst wussten, dass sie zu einer politischen Debatte nicht viel sinnvolles beitragen konnten. Urplötzlich brachten sie sich in zahllosen Kommentaren in die politische Debatte ein. Leute, die bis auf ein Teil-mich – Bild noch nie etwas auf facebook gepostet hatten, wussten auf einmal ganz genau Bescheid. Schuld waren natürlich die Flüchtlinge. Davor hatten sie, wie wir alle in Deutschland, in Saus und Braus gelebt. Es gab keine Arbeitslosen, keine Tafeln und kein Hartz IV.

Mein Auto gehört mir!

Befeuert wurde diese „Welle“ an Pöbelnden durch den Dieselskandal. Was bei VW und anderen namhaften Autoherstellern abgegangen ist, ist eine riesengroße Sauerei. Schon bald fanden sich massenweise Menschen zusammen, die durch Demonstrationen und Proteste drohende Fahrverbote abwenden wollten. Dabei war die Lösung zum Greifen nah: Die Betrüger haften und die Gelackmeierten werden fürstlich entschädigt. Doch die Bundesregierung zog den Schwanz ein. Das alles sehen viele der Demonstranten natürlich nicht. Vielen von ihnen geht es wieder einmal nur darum, sich die Bequemlichkeit zu erhalten. Feindbild ist immer weniger die Regierung – und erst recht nicht die kriminellen Autokonzerne. Verbockt haben’s natürlich die Umweltschützer und Klimaaktivisten. Es ist schon auffallend, dass viele der Anti-Fahrverbots – Demonstranten die Positionen der AfD teilen. Aber wen juckt das schon? Die Autokonzerne freut’s.

Mein Vater erzählte mir einst eine Geschichte: In seiner Kindheit in den 1960ern hat er des öfteren gehört, wie sich gerade ältere Menschen Herrn H. zurücksehnten, vor allem, als die Gastarbeiter ins Land geholt wurden. Das alles wurde natürlich nur unter vorgehaltener Hand gemunkelt. Aber Kinder kriegen ja bekanntlich fast alles mit. Ganz verschwunden war diese Idiotie wohl nie. Lange Zeit war man sich aber bewusst, dass man mit so mancher Äußerung besser hinter dem Berg hält. Dieser Zustand hielt bis vor einigen Jahren an. AfD und Pegida verstanden es allerdings meisterlich, die vollkommene Verblödung von ihren eisernen Fesseln zu befreien. Zehn Jahre nach dem Kassenschlager mit Jürgen Vogel fragt man sich zurecht, wer heute noch aufgeklärt ist…

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