Die Partei der Sitzenbleiber

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Was für viele Filme gilt, gilt auch für die Politik: Eine Fortsetzung macht alles nur noch schlimmer. Ungeachtet dieser banalen Weisheit hat die CDU in Thüringen vor kurzem die angesetzten Neuwahlen im September platzen lassen. Die AfD veranstaltete daraufhin ein Misstrauensvotum; die CDU verweigerte sich ein weiteres Mal ihrer Verantwortung. Die ehemalige Volkspartei möchte sich gerne als die große politische Kraft gerieren, die dem bösen rot-rot-grünen Lager wie der Bedrohung von rechts gleichermaßen strotzt. Die CDU verkennt dabei, dass die Karten längst neu gemischt sind und sie in Thüringen immer bedeutungsloser wird.

Ein unerledigtes Geschäft

Eigentlich war die Sache geritzt: Parallel zur Bundestagwahl im September sollten auch die Wählerinnen und Wähler in Thüringen einen neuen Landtag wählen. Schon der 26. September als Termin für die Landtagswahl war aufgeschoben. Ursprünglich war die Wahl für Anfang des Jahres vorgesehen. Corona machte der Politik einen Strich durch die Rechnung. Auch die Pläne für den Herbst wurden durchkreuzt – dieses Mal von der CDU.

Entgegen der Vereinbarung mit der amtierenden Regierung wollten vier Abgeordnete aus den Reihen der CDU plötzlich nichts mehr von einer Neuwahl wissen. Die im Frühjahr 2020 geschlossene Waffenruhe mit Rot-Rot-Grün sollte ohne demokratische Legitimation auslaufen. Dabei war es der CDU zu verdanken, dass Bodo Ramelows Koalition ohne Parlamentsmehrheit weiterregieren konnte.

Keine Neuwahl mit der CDU

Die CDU hatte sich diesen Schritt seinerzeit nicht leichtgemacht. Auch alle anderen politischen Akteure und nicht zuletzt die thüringische Bevölkerung hatte unter der Aufschiebe- und Verdrängungspraxis der einstigen Volkspartei zu leiden. Immerhin war es maßgeblich der CDU zu verdanken, dass die AfD den FDP-Mann Thomas Kemmerich für einige Stunden zum Ministerpräsidenten erhob. Der massive Widerstand dagegen ließ der CDU schließlich keine andere Wahl: Sie erklärte sich zähneknirschend bereit dazu, eine Regierung unter Bodo Ramelow zu tolerieren.

Die CDU verstieß damit gegen einen ihrer eisernsten Grundsätze: Keine Zusammenarbeit mit den Linken! Die Toleranz von vier Abgeordneten war dann kürzlich auch aufgebraucht: Sie erklärten, dass sie einer vorzeitigen Neuwahl nicht zustimmen würden. Die erforderliche Mehrheit für den Beschluss war in Gefahr. Die Linken wollten sich nicht auf die FDP verlassen und bliesen das ganze kurzerhand ab.

Von dieser parlamentarischen Handlungsunfähigkeit profitierte letztlich nur einer: Bernd Höcke und seine AfD. Sogleich initiierte er ein konstruktives Misstrauensvotum gegen Ministerpräsident Ramelow. Als Nachfolger sah er sich selbst vor. Er zwang damit besonders die CDU, endlich Farbe zu bekennen. Hasst sie die Linken mehr oder die AfD?

Weniger als Enthaltung

Das Schmierentheater der AfD war genau so vorhersehbar wie die gecrashte Ministerpräsidentenwahl knapp anderthalb Jahre zuvor. Erneut gelang es den Rechtsextremen, die CDU vor sich herzutreiben. Wieder konnte jeder sehen, in welch desolatem Zustand sich das Erfurter Parlament befand.

Die AfD konnte aus der ganzen Misere nur als Sieger hervorgehen. Ihr Ziel, mindestens eine demokratische Partei zu schwächen, hätte sie in jedem erdenklichen Szenario erreicht. Die CDU hätte gegen Höcke und damit für Ramelow stimmen können. Das hätte an der Ehre dieser Partei gekratzt und viele konservative Wähler möglicherweise zur AfD getrieben. Für Höcke zu votieren, hatte die CDU vorab klipp und klar abgelehnt. Also tat die CDU das für sie logischste: Sie blieb während der Abstimmung sitzen und nahm überhaupt nicht an der Wahl teil. Das ist weniger als eine Enthaltung. Es ist eine Verweigerung. Letzten Endes bestätigten sie damit Bodo Ramelow als Ministerpräsidenten. Insgeheim bildet sich die Partei ein, damit nicht mit den Linken paktiert zu haben. Irgendwie stimmt das auch – sie haben nämlich auch sehenden Auges der AfD in die Hände gespielt.

Brandmauer nach links

Die Frage, die sich nach dem konstruktiven Misstrauensvotum vom 23. Juli stellt, liegt auf der Hand: Wie wird sich die CDU bei künftigen Abstimmungen verhalten? Im Kosmos dieser Partei hat die Linke keine vernünftigen Konzepte, eine Zusammenarbeit kommt nicht in Frage. Andererseits lobpreist die Partei ihre Brandmauer nach rechts, durch die es bisher stets gelungen ist, die AfD kleinzuhalten.

In den vergangenen Jahren glänze die CDU nicht gerade durch eine bemerkenswerte Nähe zum rot-rot-grünen Lager. Man hat besonders nach den jüngsten Ereignissen und Erklärungen den Eindruck, die Trennlinie nach links ist deutlich breiter als die Abgrenzung nach rechts.

Hat die CDU allen Ernstes vor, weiterhin das bockige Kleinkind zu spielen und bei Abstimmungen demonstrativ sitzenzubleiben? Werden die Abgeordneten nicht einmal mehr die Hand heben, wenn es zu gewöhnlichen parlamentarischen Abstimmungen kommt? Wollen sie die politische Handlungsfähigkeit Thüringens weiter lähmen? Was soll das sein? Die Rache am Wähler, dass er Linke und AfD mehr liebhat als die alte CDU?

Politisch bedeutungslos

Die CDU in Thüringen steht zwischenzeitlich besonders für eines: ein zerstrittenes und nicht mehr handlungsfähiges Parlament. Mit ihrem Boykott der Neuwahlen im Herbst hat die Partei erneut bewiesen, dass es ihr nicht um den Freistaat Thüringen geht. Es geht ihr auch nicht um die Würde des Erfurter Landtags. Es geht der CDU ausschließlich darum rechtzuhaben. Sie will die Wortführerin in einer politischen Landschaft spielen, die der Wähler längst umgebaut hat.

Der Schaden für die Demokratie ist enorm. Während die CDU demokratische Absprachen unterwandert und durch Nichtstun glänzt, zwängt sie der AfD die Rolle des Machers förmlich auf. Es ist ausschließlich auf die Verweigerungshaltung der CDU zurückzuführen, dass die AfD sich mit ihrem Misstrauensvotum profilieren konnte.

Echte Oppositionsarbeit ist von der CDU nicht mehr zu erwarten. Diese Rolle hat sie der AfD überlassen. Die AfD allein gibt nun den kritischen Ton in Thüringen an. Die AfD allein ist nun Opposition im Erfurter Landtag. Die AfD allein ist Gegner von Rot-Rot-Grün. Es ist fatal, all diese Aufgaben allein der AfD zu überlassen. Außer destruktiver Manöver ist von dieser Gruppierung nichts zu erwarten. Die CDU muss dringend wieder damit anfangen, staatspolitische Verantwortung zu übernehmen. Viel zu lange hat sie diese Aufgabe in Thüringen schleifen lassen. Denn niemand wählt eine Partei der Sitzenbleiber.


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Politik und Personal – Wenn weniger mehr ist

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Vor wenigen Tagen gab Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Rückzug von der Parteispitze der CDU bekannt. Der Vorfall im Thüringer Landtag hat ihre Führungsschwäche nur allzu gut demonstriert. Währenddessen nimmt die Zahl der glücklosen SPD-Vorsitzenden astronomische Ausmaße an. Eine Personaldebatte knüpft fast nahtlos an die nächste an. Und die Bürger? Die bleiben immer mehr auf der Strecke. Die leidigen Personalfragen zeichnen kein gutes Bild unserer parlamentarischen Demokratie. Inzwischen schaden sie ihr sogar enorm.

Zum Scheitern verurteilt?

Was viele vermutet haben, ist nun offiziell bestätigt: Annegret Kramp-Karrenbauer, kurz AKK, steht für die Kanzlerkandidatur 2021 nicht zur Verfügung. Die wenigsten dürfte das ernsthaft verwundert haben. Schließlich stand AKKs Chefposten bei den Christdemokraten von Anfang an unter keinem besonders günstigen Stern. Noch bevor sie gewählt wurde, sprachen ihr viele bereits die Führungsqualitäten ab, die eine erfolgreiche Parteivorsitzende einerseits, andererseits aber auch eine zukünftige Bundeskanzlerin ausmachen. Gegen ihren ärgsten Kontrahenten Friedrich Merz konnte sich Kramp-Karrenbauer nur knapp durchsetzen. Entscheidend war die Richtung, in welche sich die Partei bewegt. Mehrheitlich entschied man sich für den Weg der einstigen saarländischen Ministerpräsidentin. Am Spagat, die verschiedenen Strömungen in der Partei zu vereinen, scheiterte sie letztendlich. Wieder einmal stellt sich die Frage: Wer kommt als nächstes?

Die Personalie Kramp-Karrenbauer ist sicherlich kein Einzelfall in der politischen Landschaft der letzten Jahre. Immer wieder und immer häufiger warfen verschiedene Parteien die Führungsfrage auf. Es scheint, als könnten sich die Parteiler immer seltener auf einen allgemein akzeptierten Anführer einigen. Was AKKs Rückzug allerdings so besonders macht, sind die Umstände, unter denen er zustandekam.

Wenn die Kapitänin zuerst geht

AKK gelang es eben nicht, die gesamte Partei unter einen Hut zu bringen. Giftige Angriffe, vor allem von der Jungen Union und der Werteunion, standen an der Tagesordnung. Tapfer hielt die Parteivorsitzende diesen Anfeindungen allerdings über viele Monate hinweg stand. Erst der Politskandal in Erfurt brachte gerade in der CDU etwas ins Rollen, was sich lange abzeichnete. Auch wenn die scheidende Parteichefin es nicht direkt kommuniziert: Das Wahlverhalten der thüringischen CDU offenbarte ihre Führungsschwäche eklatant. Auf ihr Bitten und Flehen, auf ihre Ermahnungen und ihre Gebete wurde nicht gehört. Die Thüringer CDU tat sich mit der FDP zusammen und paktierte mit der rechtsextremen AfD.

Es bedurfte also erst der Höcke-Mannschaft, um AKK zu entmachten. Man kann sagen: Die Thüringer AfD hat den Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer mittelbar mitzuverantworten. Anscheinend hat diese Partei inzwischen mehr Macht als die Mitglieder von AKKs eigener Partei. Immerhin blieben ernsthafte personelle Konsequenzen in der CDU im Freistaat bisher aus.

Ganz klar offenbaren die Personaldebatten der letzten Jahre eine fortschreitende Schwächung der parlamentarischen Demokratie. Wenn eine andere Partei durch einen billigen Trick der Bundesvorsitzenden einer anderen Partei keine andere Option als den Rücktritt übriglässt, dann hängt etwas gewaltig schief. Andererseits kann AKKs Rücktritt auch als Folge des Verzichts von Angela Merkel auf eine weitere Kanzlerkandidatur gesehen werden. Bereits 2018 kündigte Merkel diesen Schritt an und eröffnete dadurch ein Machtvakuum sondersgleichen. Traditionell waren Parteiführung und Kanzlerschaft in der Union immer in einer Hand. Angela Merkel machte dabei bereits zum zweiten Mal eine Ausnahme: 2002 trat sie für Edmund Stoiber von der CSU zur Seite. Der Unterschied zu damals: Die K-Frage war eindeutig geklärt.

Alter Wein in neuen Schläuchen

Das Schicksal der Annegret Kramp-Karrenbauer ist jedoch kein Einzelfall. Die unterschiedlichen Parteien zermürben sich immer stärker in ewigen Personaldebatten und bei der Frage nach der Führung. Der Kompromiss auf eine zentrale Figur wird immer schwieriger. Besonderes Highlight aus der letzten Zeit: Das Geschachere um die Präsidentschaft in der Europäischen Kommission. Nachdem sich die unterschiedlichen Parteien und Nationen auf keinen der Kandidaten einigen konnten, kam unvermittelt die Uschi ins Spiel. Dabei hatte sie im Vorfeld keinerlei Ambitionen auf den Posten gezeigt, geschweige den für ihn kandidiert. Völlig zurecht beschlich die Wähler das Gefühl, dass sich da jemand aus der Berateraffäre stiehlt und dabei eine viel zu lang andauernde Personaldebatte befriedet.

Es wird immer mehr zur lieben Gewohnheit, dass Parteien versuchen, sich mit neuen Gesichtern einen neuen Anstrich zu verpassen. Funktioniert hat das bisher in den seltensten Fällen. Martin Schulz ist bei der Bundestagswahl 2017 krachend gescheitert, den x-sten Erneuerungsplänen von NoWaBo und Saskia Esken blüht ein ähnliches Schicksal. Und auch Annegret Kramp-Karrenbauer kam fast wie aus dem Nichts. Nach einer kurzen Probezeit als Generalsekretärin kandidierte sie urplötzlich für den Parteivorsitz.

Neue Gesichter sind schön und gut. Sie müssen auch nicht zwangsläufig für eine komplette Neuausrichtung einer Partei stehen. Durch neue Gesichter kann eine Partei durchaus neuen Fahrtwind aufnehmen und auch neue Wege beschreiten. Das größte Manko bei den neuen Gesichtern heute: Es sind profillose Hüllen. Es scheint fast so, als ob die Spitzenfunktionen ihre einstigen Ambitionen, wenn sie denn vorhanden waren, auf ein Minimum herunterdrosseln. Walter-Borjans und Esken traten zunächst als die größtmöglichen GroKo-Kritiker auf, die sich ein Sozenhirn nur ausdenken kann. Der Wahlgewinn setzte ihnen einen Maulkorb auf. Von einem vorzeitigen Ende der Großen Koalition wollen sie heute nichts mehr wissen.

Einer nach dem anderen

Diese ständigen Personaldebatten sind allerdings nicht nur Ausdruck einer schwächelnden parlamentarischen Demokratie. Sie befördern dieses Phänomen zusätzlich. Wenn zum gefühlt hundertsten Mal in den letzten Jahren der SPD-Vorsitz vakant wird, dann ist es kein Wunder, wenn manche Bürger sich von einem solchen Apparat abwenden. Wahlversprechen schön und gut, aber was nützen sie noch, wenn der Hoffnungsträger von heute bereits morgen abgesetzt wird? Immer mehr und immer berechtigter bekommen die Menschen das Gefühl, dass sich die Damen und Herren Abgeordneten viel lieber mit sich selbst und mit der Besetzung von Spitzenämtern beschäftigen als mit den Menschen, die sie gewählt haben.

Bei den wenigen wichtigen politischen Sachfragen, die in der laufenden Legislaturperiode angegangen wurden, grätscht immer wieder der Personalstreit dazwischen. So etwas frustriert und so etwas lähmt. Beispiel Grundrente: Nach zweieinhalb Jahren einigen sich die Regierungsparteien darauf, dass Rentner, die 35 Jahre und mehr gearbeitet haben, mehr Rente bekommen sollen als solche, die weniger Jahre oder fast gar nicht gearbeitet haben. Wenn das ein großer Wurf sein soll, dann ist es um das Land wirklich schlecht bestellt.

In einem reichen Land wie Deutschland sollte es so oder so keine Frage sein, dass Menschen in Würde altern können. Es darf keine Frage der 35 Jahre langen Arbeit sein, ob man knapp oberhalb oder knapp unterhalb des Existenzminimums liegt. Ein Leben in Würde ist nicht vorrangig eine Frage der persönlichen Leistung, sondern von politischen Entscheidungen.

Ein ähnliches Bild bietet sich bei den Bemühungen im Bereich der Klimapolitik. Denn mehr als Bemühungen sind dort derzeit nicht zu verzeichnen. Man muss beinahe dankbar dafür sein, dass sich die Regierung nach zähen Verhandlungen überhaupt auf einen Maßnahmenplan verständigen konnte. Dabei ist die Existenz eines Klimapakets eigentlich nicht weiter verwunderlich. Fast alle derzeit im deutschen Parlament vertretenen Parteien sind sich im klaren darüber, dass die Klimapolitik schleunigst einer Wende bedarf. Der Handlungsbedarf liegt auf der Hand, die Entscheidungsfindung ist trotzdem schwierig. Was die Große Koalition vorgelegt hat, zeigt den guten Willen, ist ansonsten aber eine herbe Enttäuschung.

Suche alles – Biete nichts

Es wird immer undeutlicher, ob der anhaltende Personalstreit innerhalb der Parteien ein politisches Vorankommen behindert oder ob er dazu genutzt wird, die Handlungsunfähigkeit der politischen Akteure zu kaschieren. Immerhin machen vor allem die Regierungsparteien zunehmend durch Personaldebatten von sich reden als durch sachbezogene Politik. Die SPD beispielsweise war ein gutes halbes Jahr lang konstant in den Medien, weil sie verzweifelt einen neuen Vorsitzenden suchte. Als zwei der Öffentlichkeit völlig unbekannte Persönlichkeiten für diesen Posten auserkoren waren, wurde es wieder merklich stiller um die einstige Volkspartei.

Zwangsläufig stellt sich die Frage, ob die SPD nicht mehr zu bieten hat als einen inszenierten politischen Faustkampf zwischen den Parteilagern. Die ernüchternde Antwort: Offenbar nicht. Gerade die Sozialdemokraten sind auf dem besten Wege sich zu Tode zu regieren. In der zwischenzeitlich dritten großen Koalition seit zwanzig Jahren ist die Partei einen faulen Kompromiss nach dem anderen eingegangen und hat so massenweise Wähler vergrault. Keiner weiß mehr so genau, wofür diese Partei überhaupt steht.

Ein Widerspruch in sich

Und das wissen auch die Mitglieder der Dauer-Regierungsparteien. Um nicht auch noch die letzten verbliebenen Grundwerte aus dem Parteibuch zu verraten, umgeht man das Problem lieber mit langgezogenen Personaldebatten. Nur um hinterher wieder zu sagen: Wir müssen zur Sachpolitik zurückkehren. Das mag euren Vorfahren im Bundestag gelungen sein, euch gelingt es seit vielen Jahren nicht.

Gerade in einer parlamentarischen Demokratie sind Führungsfragen und Diskussionen über das Personal unumgänglich. Immerhin ist die parlamentarische Demokratie ein personalisiertes System. Mit der Erststimme werden echte Personen gewählt. Und irgendjemand muss den Laden managen. Die parlamentarische Demokratie wird allerdings ad absurdum geführt, wenn im wöchentlichen Rhythmus ein neues Spitzenamt zur Vergabe frei wird.

Auffallend ist auch, dass diese Krise hauptsächlich die Regierungsparteien betrifft. Klar, diese beiden Parteien sind weiterhin die beiden größten im Bundestag, was ein Zusammenhalten schwieriger macht. Aber vielleicht ist die große Zerstrittenheit innerhalb der Parteien auch Beleg dafür, dass Schwarz und Rot eben nicht zusammenpassen. Die Ambitionen, die Parteien neu auszurichten sind unglaubwürdig, solange die Parteien in fast lächerlicher Routine die Unterschiede zueinander betonen, welche schon lange verwischt sind.

Eine Neuausrichtung, welcher Partei auch immer, kann nicht gelingen, wenn man in einer großen Koalition feststeckt, die den Parteien große Kompromisse abverlangt. In einer solchen Konstellation werden sich die Parteien früher oder später immer in reinen Existenzfragen verlieren. Und genau darum geht es, wenn mal wieder über die neue Parteiführung diskutiert wird…

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