Buntes Wunder für die UEFA

Beitragsbild: Chickenonline, pixabay.

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Es hätte ein fulminantes Zeichen gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten werden können. Doch die UEFA weigerte sich, das Allianz-Stadion in München beim EM-Spiel gegen Ungarn in den Regenbogenfarben beleuchten zu lassen. Diese Entscheidung führte zu massiver Kritik und entfachte eine hitzige Debatte. Diskutiert wurde allerdings weniger die Lage der real Diskriminierten in Ungarn, sondern die angebliche Homophobie der UEFA. Anstatt über eine potentielle Rückwärtsgewandtheit im Fußball zu sprechen, sollte man sich lieber darauf konzentrieren, dass bloßes Fahnenschwingen nicht die einzige Reaktion auf die neuen ungarischen Gesetze bleiben.

Verspielte Chance

Mehrere Wochen war im Netz eine Petition gegen Homophobie und die systematische Benachteiligung von Homo- und Transsexuellen in Ungarn aktiv. Konkret ging es darum, das Allianz-Stadion in München während des EM-Spiels Deutschland : Ungarn in den Regenbogenfarben erleuchten zu lassen. Dadurch wollte man ein klares Signal setzen gegen die homophobe ungarische Regierung. Immerhin hatte das ungarische Parlament vor kurzem einem Gesetz zugestimmt, das homo- und transsexuelles Leben aus Kinder- und Jugendmedien verbannt.

Bei der UEFA (Union of European Football Associations) stieß das Anliegen allerdings auf taube Ohren. Der europäische Fußballverband wollte sich an dieser Aktion für mehr Toleranz und gegen Diskriminierung nicht beteiligen. Stattdessen verwies er auf seine politische Neutralität. Die Beleuchtung des Stadions hingegen sei ein politisches Statement.

Die UEFA verpasste damit eine Chance, sich gegen ein undemokratisches Gesetz zu positionieren. Dabei hätte der Verband gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Einerseits hätte er ein klares Zeichen gegen Viktor Orbán und seine LGBTQI-feindliche Kampagne setzen können, andererseits hätte er beweisen können, dass der deutsche und europäische Fußball kein Ort mehr sei, der vor sexuellen Minderheiten hermetisch abgeriegelt ist. Denn weiterhin ist Homosexualität im Männerfußball ein Tabuthema. Es gibt weiterhin kein aktives Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, welches offen homosexuell lebt. Auch das ist ein Statement.

Unfreiwillig homophob

Es ist nur allzu verständlich, dass sich gegen die Entscheidung der UEFA Widerstand regt. Die Praxis der UEFA stößt viele Menschen vor den Kopf. Rasant schnell hat die Empörung allerdings eine Dimension erreicht, welche das eigentliche Anliegen bei weitem übersteigt. Öffentlichkeitswirksame Presse erhielt die Petition erst, nachdem die UEFA ihr nicht entsprach. Leider setzten die Medien dieses Frustrationspotenzial nicht dazu ein, der Petition zum Erfolg zu verhelfen. Dann wäre den Schwulen, den Lesben und den Transsexuellen in Ungarn nämlich weitaus besser geholfen gewesen als durch das Jammern über vergossene Milch.

Stattdessen wurden die Rufe immer lauter, die UEFA habe sich durch ihr Nicht-Handeln öffentlich zu ihrer Homophobie bekannt. Das ist vollkommener Blödsinn. Die ungarische Regierung hat sich eindeutig als homophob erwiesen, nicht erst durch das neue Gesetz. Nun aber die UEFA derart hart anzugehen, weil sie nicht sofort auf jede politische Entwicklung angemessen reagiert, ändert an echter Homo- und Transfeindlichkeit nichts. Statt den europäischen Fußball als offen homophob zu geißeln und damit die wahren Täter vom Haken zu lassen, sollte man seine Kräfte lieber darauf konzentrieren, dass die nächste Aktion ein voller Erfolg wird.

Dass das gelingen kann, zeigten die zahlreichen Aktionen von Fans, Privatpersonen oder öffentlichen Einrichtungen. Am Tag des Spiels erstrahlte das Allianz-Stadion zwar nicht besonders bunt, aber an vielen anderen Stellen wurden die Regenbogenfahnen gehisst. So verhalf man diesem wichtigen Anliegen doch noch zu einem Teilerfolg, weil Toleranz und Vielfalt an diesem Tag sichtbar waren – und zwar entgegen dem Wunsch aus Ungarn.

Moralische Demontage

Doch sogar die Tagesschau ließ sich am vergangenen Dienstag dazu hinreißen, die geplatzte Petition als erste Meldung in der 20-Uhr – Ausgabe zu verkünden. Die fehlende Pride-Beleuchtung am Münchner Allianz-Stadion war sicher eine Meldung wert, doch ist es unverständlich, warum gewerkschaftsnahe Streiks in Frankreich, die Aufarbeitung des wirecard-Skandals und der 80. Jahres des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion dagegen den kürzeren ziehen mussten.

Es ist kein Wunder, wenn die Empörung gegen die UEFA dadurch immer größer wird. Und tatsächlich ist die Entscheidung des Verbands kritikwürdig. Anscheinend ist vielen Akteuren allerdings gar nicht an einer sachlichen Debatte gelegen. Denn die UEFA wird für ihren Beleuchtungsboykott nicht kritisiert, sondern moralisch degradiert und regelrecht zerlegt. Den übermotivierten Aktivistinnen und Aktivisten scheint nicht aufzufallen, dass sie ein bisher unbescholtenes Blatt wie die UEFA mit einer offen homophoben Regierung wie der in Ungarn gleichsetzen. Ganz im Dienste der linksliberalen Gleichschaltung machen sie keinen Unterschied zwischen fehlendem Widerstand und offensiver Aggression.

Wie selbstverständlich erwarten sie von der UEFA, sich aktiv an politischen Debatten zu beteiligen. Bei dieser politischen Durchtränkung sämtlicher Lebensbereiche ist die UEFA nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Opfer. Anscheinend kann man nicht einmal mehr ein Fußballspiel anschauen, ohne dabei eine politische Botschaft zu vermitteln. Vielleicht lassen sich aus den Länderschals der Fans bald auch Koalitionspräferenzen für nach der Bundestagswahl ablesen.

Politische Neutralität und ziellose Debatten

Man sollte sich sowieso noch einmal die Frage stellen, ob ein Fußballstadion der richtige Ort für politische Botschaften ist. Einerseits erreicht man durch diese populäre Sportart ein sehr großes Publikum, andererseits haben viele beim Fußballschauen keine Lust auf Politik. Und so kritikwürdig die Entscheidung der UEFA auch sein mag – jeder Verein in einer demokratisch verfassten Gesellschaft muss zu jeder Zeit selbst entscheiden können, zu welcher politischen Streitfrage er sich wann und wie und ob überhaupt äußert.

Die jetzt angestoßene Debatte, welche politischen Werte die UEFA vertritt, hat der Verband bereits in seiner Ablehnung der Beleuchtungsanfrage klargemacht: gar keine. Nun darüber zu diskutieren, ob die UEFA möglicherweise politisch rückwärtsgewandt ist, wie es am Mittwoch bei Markus Lanz der Fall war, ist eine ziellose Debatte. Sie kann erstens zu keinem eindeutigen Ergebnis kommen und sie nützt niemandem in diesem Land. Denn kein einziger Fan wird sich nun dauerhaft vom Fußball abwenden, wenn einige Oberschlaue meinen, die UEFA habe sich als homophob erwiesen.

Lichterspiel gegen Diskriminierung

Merkwürdig ist auch, dass man von öffentlichen Einrichtungen, von Institutionen oder eben von Fußballverbänden immer nur dann ein politisches Statement erwartet, wenn uns das eigentliche Problem gar nicht betrifft. Diskriminierung von sexuellen Minderheiten ist auch in Deutschland ein Thema, aber wir sind zum Glück meilenweit von Homophobie per Gesetz entfernt. Wesentlich akuter ist hierzulande eine soziale Diskriminierung durch unhaltbare Arbeitsbedingungen in der Pflege oder bei Paketzuliefererdiensten, durch entwürdigende Behausungen von Mitarbeitenden in Fleischereibetrieben oder durch die unverschämte Lohn- und Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen.

Es hat einen säuerlichen Beigeschmack, dass sich die Großen und die Medien immer nur dann durchsetzen und sich empören, wenn sie leicht die Position des moralisch Überlegenen einnehmen können. Die neuen Diskriminierungsgesetze in Ungarn boten nun den Anlass für die Regenbogen-Aktion. Das ist ein ermutigendes Zeichen an all die Menschen, die unter der ungarischen Gesetzgebung leiden. Wenn von der UEFA nun erwartet wird, dass sie ihre Beleuchtung immer dann anpasst, wenn eine bestimmte Gruppe an Menschen diskriminiert wird, dann können wir uns auf ein freudiges Lichterspiel freuen. Aber auch dazu wird die UEFA nicht bereit sein. Und die Empörung darüber wird enttäuschend leise bleiben.

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Von Rassismus und Hypermoral

Lesedauer: 9 Minuten

Eine ältere Frau zieht im Stadtpark ihre Runden. Sie ist auf der Suche nach Pfandflaschen, mit denen sie ihr Abendessen bezahlen kann. Über sie redet niemand. Auch der kleine Junge, der nicht mit auf Klassenfahrt kann, weil das Geld fehlt, ist vergessen, als der Bus abfährt. Begünstigt werden solche Schicksale von Politikern, die eine schlechte Arbeit machen. Kritisiert werden diese Politiker aber erst, wenn sie etwas vermeintlich falsches sagen. Dann regt sich plötzlich ein breiter Widerstand, der vielen anderen unglaubwürdig und verlogen vorkommt. So wiegeln sich beide Seiten gegenseitig auf, weil jeder glaubt, rechtzuhaben. Kein einziges Problem wird so gelöst.

Stillose Verabschiedung

Linda Teuteberg ist fortan nicht mehr Generalsekretärin der FDP. Ihren Posten hat kürzlich Volker Wissing übernommen. Angeblich führten eine zu laxe Arbeitsauffassung und wenig Schlagkraft zu der Entscheidung der Parteispitze. Ob vielleicht auch politische Querelen hinter der Absetzung steckten, bleibt in der Gerüchteküche. Anders als andere Parteien schaffen es die Liberalen bisweilen gut, solche Dinge hinter den Kulissen zu klären.

Die scheidende Generalsekretärin hatte es in ihrer kurzen Amtszeit aber auch wirklich nicht leicht. Ihre Partei glänzte selten durch konstruktive Beiträge, welche vom Volk hätten gut aufgenommen werden können. Währenddessen schmierte die FDP in den Umfragewerten immer weiter ab – zeitweise sogar bis unter die 5-Prozent – Hürde. Das machtbesessene und skrupellose Verhalten des Thüringer Landtagsabgeordneten Thomas Kemmerich trug sicher auch nicht zur Beliebtheit der Partei bei. Für Linda Teuteberg aber bestimmt am schlimmsten: In ihrer Zeit als Generalsekretärin musste sie um die 300 Mal mit Christian Lindner den Tag beginnen.

Eine Frage der Geschmacklosigkeit

Dieser „Witz“ von Parteichef Lindner sorgt gerade für mächtig Furore. Dabei war dieser missglückte Kalauer nichts weiter als ein billiger Versuch, Linda Teutebergs Arbeit niederzumachen. Als frauenverachtender Kommentar eignet sich der Spruch von Christian Lindner nicht wirklich. Er hat zwar eine sexuelle Komponente provoziert, sie durch seinen Hinweis auf die Telefonate allerdings gleich wieder revidiert.

Das ändert aber nichts an der Geschmacklosigkeit von Lindners Ansprache, die sicherlich Kritik verdient hat. Der Shitstorm, der aber sogleich im Netz losging – come on. Hier noch mal ein echter sexistischer und frauenverachtender Kommentar: „Bei dir, liebe Linda, sind die Umfragewerte unserer Partei leider ins Bodenlose gefallen. Wenn ich dich so angeschaut habe, ist bei mir zwar eher was hochgegangen, aber lassen wir das.“ DAS wäre zutiefst frauenverachtend gewesen, weil es eine Frau in derbster Weise zum Objekt der männlichen Lust degradiert hätte. Daneben wirkt Lindners echtes Zitat fast wie ein Kompliment.

Ohne Kontrolle, ohne Kompass

Die Flut an Kritik und Beschimpfungen gegen Christian Linder, die auf dem Fuße folgten, suggerieren, dass er allein aufgrund dieser Äußerung nicht zur Führung einer Partei geeignet ist. Dabei ist Lindner in der Vergangenheit doch nun wirklich nicht als Paradebeispiel eines Chauvinisten aufgefallen. Der Mann hat einfach und ergreifend einen sehr fragwürdigen Sinn für Humor und eine Neigung, unpassende „Witze“ zu erzählen. Erinnert sei hier nur an seinen Ausrutscher mit Claudia Roth (pun intended).

Damit keine Zweifel aufkommen: Als Parteichef ist dieser Mann absolut fehl am Platz. In dieser Funktion hat er eine ganze Bewegung als sinnlos dargestellt. Mit dem Verweis darauf, das Klima sei ein Fall für die Experten, diskreditierte er alle jungen Menschen, die für Fridays for Future auf die Straße gehen, ohne deren politische Überzeugung und Standfestigkeit zu würdigen. Viel eher trug er dazu bei, alle diese Schülerinnen und Schüler als Schwänzer zu diffamieren.

Und auch sein fragwürdiges Verhalten nach dem Skandal im Thüringer Landtag ist gelinde gesagt befremdlich. Anstatt sich klipp und klar davon zu distanzieren, dass sich sein Parteifreund Kemmerich mit einer rechtsextremen Fraktion verbrüdert hat, faselte er von Demokratie und freier Abgeordnetenentscheidung. Das macht ihn zu einem schlechten Parteivorsitzenden, weil es offenbart, dass er sowohl die Kontrolle über die Partei als auch seinen eigenen politischen Kompass verloren hat.

Ein homophober Bundeskanzler?

Christian Linder ist beileibe nicht der einzige Politiker, dessen wirkliche Verfehlungen durch einen Shitstorm geradezu weggefegt wurden. Auch Friedrich Merz muss derzeit einiges an harscher Kritik einstecken. Die ungünstige Aneinanderreihung einiger Worte hat ihn in Teufelsküche gebracht. Auf die Frage, ob er ein Problem mit einem schwulen Bundeskanzler hätte, antwortete er mit einem klaren Nein. Die sexuelle Orientierung eines Menschen spielte für ihn keine Rolle. Dann kam sein folgenschwerer Fehler: Er fügte hinzu, dass seine Toleranz dort endete, wo Gesetze gebrochen würden oder Kinder zu Schaden kämen. Flugs beschuldigte man ihn, er hätte männliche Homosexualität in die Nähe von Pädophilie gerückt.

Das ist natürlich Unsinn. Er hat sich zwar missverständlich ausgedrückt, keine Frage, aber ihm allen Ernstes einen solchen Vorwurf zu machen – gewagt, gewagt. Vielleicht hat dieser Mann tatsächlich ein Problem damit, wenn die sexuelle Orientierung des einen den Schaden des anderen bedeutet. Das honoriert aber so gut wie niemand. Stattdessen wird eine viel zu aufgebauschte öffentliche Debatte darüber geführt, wie wenig deutlich sich Herr Merz von Homophobie distanziert hat.

Steile Thesen

Einen solchen Aufschrei gegen Merz hätten sich viele sicher auch gewünscht, als der gute Mann seinen Hut in den Ring um den CDU-Parteivorsitz warf. Immerhin steht der Name Friedrich Merz für eine finstere Politik des Sozialabbaus, für eine skrupellose Bevorzugung der wirtschaftlich Mächtigen und eine goldene Brücke des Lobbyismus in den Bundestag. Aber von wegen: In den Medien wurde Merz‘ Kandidatur lediglich als verspäteter Rachefeldzug gegen Angela Merkel abgetan.

Auch in anderen Verfassungsorganen wird immer wieder krampfhaft nach Spuren von Intoleranz und Homophobie gesucht. So musste es sich auch der in diesem Jahr zum Vorsitzenden des Bundesverfassungsgerichts ernannte Stephan Harbarth gefallen lassen, gerade von der queeren Presse als Homophober gebrandmarkt zu werden. Sein Verbrechen: Er hatte verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Ehe für Alle angemeldet. Das mag sicherlich nicht jedem passen. Doch es gehört zu den Kernaufgaben eines Verfassungsrichters bei dem ein oder anderen Vorhaben, verfassungsrechtliche Bedenken kundzutun. Und die Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz sollte besonders hohe Priorität haben, wenn es um Minderheiten geht. Hier sogleich Homophobie zu wittern, begünstigt solche, die wirklich homophob sind.

Opposition für das ganze Volk

Gerade Minderheiten verdienen den Respekt und den Schutz der Gesellschaft. Denn oftmals sind Minderheiten aufgrund ihrer geringen Größe nicht dazu in der Lage, sich ausreichend selbst zu schützen. Woher kommt aber dieser beinahe fetischistische Trend, Minderheiten inzwischen über alles zu stellen? Ganz bestimmt spielen politische Entscheidungen dabei eine Rolle. Es ist nämlich die politische Opposition, die die kritische Stimme im Land vorgibt. Die Opposition beeinflusst maßgeblich, worüber und in welcher Weise kritisch debattiert wird. Dank der ewigen GroKo wurde viele Jahre keiner der beiden großen Volksparteien diese Aufgabe zuteil. Die kritischen Fragen kamen stattdessen von Klientelparteien. Weil sich Union und SPD seit Jahren nicht sattregieren können, kommt kaum frischer Wind in das politische Geschehen. Andere Parteien geben die Kritik am Regierungshandeln vor. Sie kritisieren politische Entscheidungen häufig aus Sicht einer Minderheit. Was fehlt, ist eine durchsetzungsstarke oppositionelle Kraft, die gewisse Vorhaben im Sinne einer viel breiteren Öffentlichkeit an den Pranger stellt.

Passiert dies zu lange nicht, fühlen viele sich irgendwann vernachlässigt. Sie haben das Gefühl, die da oben machen sowieso, was sie wollen. Sie beobachten fassungslos einen moralischen Überbietungswettbewerb, weil jede Klientel behauptet, ihre Kritik sei die richtigere. Der Frust steigt. Und damit die Bereitschaft, auch den absurdesten Sündenbock anzunehmen.

Das machen sich vor allem rechte Populisten zunutze. Die Nischen- und Klientelparteien finden meist keine Antworten, die eine breitere Masse zufriedenstellt. Eine Volkspartei in harter Opposition zur Regierung könnte da schon eher was reißen. Zu verlockend war es aber gerade für die SPD nach dem Scheitern von Jamaika doch wieder in die Regierung zu gehen und die AfD die erste Geige in der Opposition spielen zu lassen. Linke und Grüne konnten es in der vergangenen Legislaturperiode nicht schaffen, alle Enttäuschten aufzufangen. Die haben sich andere gesucht, von denen sie sich besser verstanden fühlten.

Die äußere Rechte befreite sie von der gefühlten Hypermoralisierung der Gesellschaft und konnte mit plumpen Sprüchen und teilweise offenem Rassismus punkten. Die Flüchtlinge waren natürlich an den prekären Verhältnissen schuld. Das große Ganze war lange aus den Augen geraten. Stattdessen suchten immer mehr Menschen ihre eigene Erklärung dafür, warum es um das Land so schlecht steht. Die einen setzen auf gefühlte Intoleranz und Diskriminierung, die anderen auf den immerkriminellen Flüchtling. Beide Ansätze ändern an den Ursachen aber nichts.


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