Aktuelle Kamera reloaded

Lesedauer: 6 Minuten

Eines ist am 6. Februar beim ZDF deutlich geworden: Das Fairness-Abkommen zwischen den Parteien im Wahlkampf gilt nicht für die Öffentlich-Rechtlichen. Sie protegieren lieber ihnen genehme Parteien und belohnen sie mit Klatschern an der richtigen Stelle. Die Lügenpresse kommt aus der Schmuddelecke hervor und wandelt sich von der Verschwörungstheorie zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Am Ende profitiert davon nur eine Partei.

Schlechtes Schauspiel

Der Wahlkampf ist die Zeit der TV-Duelle. Weil kaum noch eine Partei aus ihren Zustimmungswerten einen klaren Führungsanspruch ableiten kann, werden die Runden größer. Am 6. Februar traten im ZDF insgesamt sechs Spitzenkandidaten gegeneinander an. Doch nach nicht einmal einer Minute Sendezeit war klar: Hier stinkt was gewaltig.

Schon in der Begrüßungsrunde erhielten ausschließlich Jan van Aken von der Linken und Felix Banaszak von den Grünen Applaus vom Publikum. Bei allen anderen Kandidaten der Runde rührte sich nach der Vorstellung keine einzige Hand. Bei Herrn Lindner und Frau Wagenknecht wirkte das unhöflich, ab Herrn Chrupalla inszeniert.

Die Sendung ging genau so weiter. Geklatscht wurde fast ausschließlich bei Ausführungen von Grün und Links, in der ersten Fragerunde fuhr Moderator Andreas Wunn nur Tino Chrupalla von der AfD über den Mund. Das Schauspiel war so peinlich schlecht inszeniert, dass das ZDF schnell in Erklärungsnot kam.

Scripted reality 2.0

Man entschied sich zur Flucht nach vorn und legte die Fakten auf den Tisch: Tatsächlich bestand das Publikum überwiegend aus Studierenden von Berliner Universitäten, die dem linken politischen Spektrum zugeneigt seien. Dass es überhaupt solche Tendenzen bei Universitäten gibt, ist für sich selbst ein fragwürdiger Umstand. Die offensichtlich manipulative Vorgehensweise des ZDF allerdings ist ein medienpolitischer Skandal erster Güteklasse.

Dass die Verantwortlichen beim Sender kurze Zeit darauf teilweise wieder zurückruderten, macht die Sache nur verworrener und kein Stück glaubwürdiger. Schon die erste Erklärung war an den Haaren herbeigezogen. Die Universitäten wären in erster Linie deshalb angeschrieben worden, um das Studio vollzubekommen. Immerhin stand der Sender vor der schier unlösbaren Aufgabe, eine ausreichende Zahl an Menschen im vorgezogenen Wahlkampf mit vielen ungelösten Problemen für eine politische Sendung zu begeistern.

Anstatt sich um Ausgewogenheit zu bemühen, nutze das ZDF lieber seine mediale Macht, um manipulativ in den Wahlkampf einzugreifen. Das Schema ist bekannt: Manche im Bundestag vertretenen Parteien müssen sich wiederholt in Sendungen einklagen, um überhaupt ein Forum zu bekommen. Den Vogel abgeschossen hat dabei jüngst die ARD. FDP, Linke und BSW wurden in die Wahlarena nicht eingeladen, weil sie sich mit den übrigen geladenen Parteien angeblich nicht messen könnten. Dass die CDU in den Umfragen doppelt so stark ist wie die SPD spielte bei der Zusammenstellung der Gästeliste keine Rolle. Es ist eine Schande, dass selbst das Bundesverfassungsgericht der Argumentation des Senders folgte.

Plötzlich relevant

Mit der gezielten Stimmungsmache im Studio versuchte auch das ZDF, seine Zuschauer hinter die Fichte zu führen. Dass dem Sender das nicht gelungen ist, beweisen zahlreiche Kommentare unter im Internet kursierenden Aufzeichnungen der Sendung und die Wortmeldung mehrerer namhafter Politiker.

Um es ganz klar zu sagen: Es handelt sich bei diesem Vorgang nicht um ein Versagen oder einen Totalausfall der vierten Macht im Staat. Was das ZDF an diesem Abend machte, war eine aktive Zersetzung der Demokratie.

Fast zeitgleich veröffentliche derselbe Sender Umfragewerte, in denen die beiden durch das Publikum gepushten Parteien erstaunlich gut wegkamen. Der Trend setzte sich fort: Wenige Tage vor der Wahl stehen Grüne und Linke in einer vom ZDF in Auftrag gegebenen Umfrage bei Traumwerten von 14 beziehungsweise 8 Prozent. Innerhalb weniger Wochen haben sich die Linken also fast verdreifacht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Umfragepolitik

Es ist lange bekannt, dass mit Umfragen gern Politik gemacht wird. Die anfängliche Euphorie für das BSW soll mit einem mal abgeklungen sein und direkt vor der Wahl überzeugt die Partei weniger als 5 Prozent der Wähler. Zugegeben sind Umfragewerte unmittelbar vor Wahlen äußerst unzuverlässig und volatil. Gerade die anstehende Wahl verlangt den Wählerinnen und Wählern eine Menge ab. Viele von ihnen haben sich noch nicht entschieden und werden in den Umfragen folglich nicht berücksichtigt. Aber Vervielfachungen und Halbierungen in so kurzer Zeit. Come on…

Offensichtlich wird hier übler Schabernack mit unserer Demokratie getrieben. Es ist ausgesprochen ironisch, dass ausgerechnet die Parteien, die sich sonst leidenschaftlich für Vorhaben wie das Demokratiestärkungsgesetz einsetzen, die größten Nutznießer dieser Manipulation sind. Seine Unterstützer kann man sich nicht immer aussuchen, aber wäre es nicht Zeit für eine eindeutige Distanzierung vom Vorgehen des Senders von Grünen und Linken? Sie haben jetzt die Gelegenheit zu zeigen, wie sehr ihnen Demokratie und Fairplay am Herzen liegen. Bisher sind sie aber ebenso still wie das Publikum bei ihrer politischen Konkurrenz.

In aller Munde

Am schlechtesten erwischt hat es beim „Schlagabtausch“ eindeutig die AfD. Ein bekanntes Muster setzte sich fort: Was von der AfD kommt, wird unreflektiert als rechtsextrem abgetan. Nur Tino Chrupalla muss bei seinen Äußerungen Widerspruch vom Moderator befürchten, der ekelhafte Äußerungen von AfD-Co-Chefin Weidel hervorkramt und sie Herrn Chrupalla vorhält. Wer so agiert, braucht sich nicht zu wundern, wenn Kräfte, die von „Zwangsbeiträgen“ sprechen und die Öffentlich-Rechtlichen am liebsten abschaffen wollen, an Boden gewinnen.

Das Ganze hat etwas tragisch-komisches an sich: Penibel wird auf politische Korrektheit geachtet, das Publikum ist handverlesen, damit nur an lupenrein demokratischen Stellen geklatscht wird, auf gar keinen Fall darf die Demokratie in Verruf gebracht werden. Die selbstgekrönten Verfechter der Demokratie übersehen dabei, dass sie sich selbst antidemokratischer Methoden bedienen und ihre Feinde damit nur stärken. Im Kampf gegen die rechte Bestie werden sie immer mehr selbst zu Monstern.

Es ist kein Wunder, dass die AfD vielerorts nur spärlich mit Wahlplakaten vertreten ist. Aktiven Wahlkampf kann sich die Partei dieses Mal sparen. Die Arbeit übernehmen die anderen für sie. Wochenlang wird darüber gezankt, ob mit der AfD abgestimmt werden darf, die Ausgrenzung einzelner Parteien wird überdeutlich, kurz vor der Wahl flammt die Verbotsdebatte gegen die AfD wieder auf. Die Rechtsaußen-Partei ist in aller Munde, ohne auch nur einen Ton von sich gegeben zu haben. Medial hat sie längst die Macht übernommen. Eine politische Ausgrenzung wird ihren weiteren Aufstieg ebenso wenig aufhalten wie ein gekauftes Publikum und geschönte Umfragen.

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Mit Wumms in den Abgrund

Lesedauer: 10 Minuten

Die Spitze der SPD hat sich entschieden: Olaf Scholz geht ins Rennen um den Kanzlerposten. Der Zeitpunkt verwundert, der Kandidat eher weniger. Immerhin passt er so unglaublich gut zu den Enttäuschungen der vergangenen Wahlen. Wie ein viel zu anstrengender lernresistenter Grundschüler verweigert sich die SPD seit vielen Jahren der Wahrheit, dass sie mit Kandidaten wie Olaf Scholz keinen Blumentopf gewinnen kann. Denn Scholz ist doch mit ein Grund dafür, warum viele der SPD den Rücken kehren. Ein weiterer Abstieg scheint unaufhaltsam bevorzustehen.

Alte Gesichter, altes Spiel

Mit der Nominierung von Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten der SPD preschten die Sozialdemokraten mit ungewohnter Agilität voraus. Alle anderen Parteien wollen sich mehr Zeit lassen, ihre Spitzenkandidaten bekanntzugeben – oder sie überhaupt auszuwählen. Die SPD hat den Wahlkampf 2021 nun aber offiziell begonnen. Dabei schwelt ein latenter Wahlkampf bereits seit der letzten Bundestagswahl vor drei Jahren. Zur Ruhe sind die Parteien seither nicht gekommen. Da war der Einzug der AfD in den Bundestag, Verhandlungen über ein Jamaika-Bündnis, das Scheitern von Jamaika, die schwierige Bildung einer neuen großen Koalition, innerparteiliche Querelen und die Frage nach Merkels Nachfolge. Die SPD ist allerdings die erste Partei, die in Bezug auf den Wahlkampf konkret wurde.

Spannung bringen die Sozen allerdings wie zu erwarten nicht in die politische Arena. Erneut präsentieren sie einen Spitzenkandidaten, der so Establishment-konform ist wie man es sich nicht ausdenken kann. Olaf Scholz war in den vergangenen Jahren an mehreren Bundesregierungen beteiligt. In Merkels erster Groko gab er zeitweise den Arbeitsminister. Seit 2018 ist er Bundesfinanzminister, wiederum in einer großen Koalition. Durch kritische Äußerungen ist er sicherlich nie aufgefallen. Er hielt sich oft bedeckt und haute selten auf den Tisch. Sein vielgepriesener „Wumms“ ist nichts weiter als ein Lippenbekenntnis, mit dem er versucht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

Er ist der unscheinbare zweite, der Angela Merkel den Rücken freihält und hinter ihr aufräumt. Offen gestanden ist er eine noch größere Schlaftablette als die Kanzlerin selbst. Dem TV-Duell der Kanzlerkandidaten im nächsten Sommer kann man daher nur mit Bauchweh entgegensehen. Vielleicht bringt ja der ein oder andere Werbeeinspieler wenigstens ein bisschen Spannung in dieses zu erwartende Trauerspiel.

Spannungsgarantin Merkel

Scholz als Kanzlerkandidat ist ein Paradox. Einerseits verwundert es wirklich niemanden mehr, dass die SPD so aussichtslose Kandidaten ins Rennen schickt, andererseits ist man bei Olaf Scholz doch ein wenig überrascht über diese Freude an politischer Selbstzerstümmelung. Der Meister Propper der SPD kann mit Fug und Recht als der neueste Tiefpunkt in der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie bezeichnet werden.

Eigentlich ist es nach Steinmeier, Steinbrück und Schulz eine echte Leistung, einen noch ungeeigneteren Politiker für die Kanzlerkandidatur zu nominieren. Vielleicht sollte mal jemand der einstigen Volkspartei bescheidgeben, dass Mutti demnächst weg ist. Ihr braucht also nicht mehr solche Trauerfiguren den Karren ziehen lassen. Aber wie es aussieht, würde selbst Merkel noch Spannung in den kommenden Wahlkampf bringen.

Flirt mit Links

Mit ihrem neuen Spitzenkandidaten zeigt sich die SPD indessen selbstbewusst. Die Sozen glauben an eine echte Neuausrichtung der Partei. Sie sind fest davon überzeugt, dass sie mit Olaf Scholz an einer zukünftigen Regierung zumindest beteiligt sein könnten. Mit Signalen knausern die Sozialdemokraten definitiv nicht. Jüngst zeigte sich Parteichefin Esken für ein Bündnis mit den Linken offen. Dieses Linksblinken vor Wahlen ist zwischenzeitlich ein altbekanntes Manöver der SPD. Nach den Wahlen flüchtet sich die Partei dann in die nächstbeste Koalition, wo alle Forderungen nach Gerechtigkeit ruckzuck über Bord geworfen werden. Linksblinken und dann trotzdem geradeaus weiterfahren stellt im Verkehrsrecht mindestens eine Ordnungswidrigkeit dar. Auch auf der politischen Bühne verzeihen die Wähler ein solches Verhalten nicht so schnell. Trotzdem hält die SPD seit Jahren an dieser Taktik fest. Neu ist allerdings der Zeitpunkt, zu dem mit dem roten Kuscheln begonnen wird.

Die ehemalige Arbeiterpartei ist sich inzwischen aber wohl für nichts mehr zu schade. Immer weniger verhehlt sie, dass sie das, was sie verspricht, sowieso nicht halten kann. Denn wie soll eine echte linke Trendwende mit einem Kandidaten wie Olaf Scholz überhaupt möglich sein? Erstens ist der ehemalige Erste Bürgermeister von Hamburg Anhänger des sogenannten Seeheimer Kreises, einer konservativen Gruppierung innerhalb der SPD. Na schön, gute Politik für die SPD kann er trotzdem machen. Aber zweitens ist er einer der Gründungsväter der Agenda 2010. Und die Hart-IV – Reformen sind wohl das unlinkeste, was eine Bundesregierung jemals zustandegebracht hat.

Vielen Dank für nichts!

Die Versuche der SPD ihren fehlenden politischen Gestaltungswillen zu überdecken, werden von Mal zu Mal liebloser. Als ob die Wahl von Saskia Esken und Nowabo zu den beiden Parteichefs nicht bereits ausreichend gezeigt hat, dass von dieser Partei keine großen Sprünge mehr zu erwarten sind, legt die SPD nun mit Olaf Scholz gekonnt nach. Der Fast-Parteivorsitzende und Jetzt-Kanzlerkandidat hat doch nun wirklich keine Gelegenheit ausgelassen, um die herrschenden politischen Verhältnisse schönzureden und zu verteidigen. Man darf gespannt sein, wie die viel angepriesene Distanzierung von Hartz-IV mit solch einem Personal umgesetzt werden soll.

Dabei gibt es durchaus linke Kräfte in der SPD. Aber selbst die haben inzwischen eingesehen, dass es keinen Wert hat, sich dem Kurs der Partei allzu vehement entgegenzustellen. Wenn die Gelegenheit es zulässt, wird für mehr soziale Gerechtigkeit geworben, aber dann sofort wieder zurückgerudert. Mehrfach haben Abgeordnete der SPD im Bundestag zwar einen weitaus linkeren Kurs beschworen, fügten dann aber beinahe selbstgefällig hinzu, dass diese Vorhaben mit der Union als Koalitionspartner nicht umsetzbar sind. Ein Schrei nach Hilfe.

Und wer könnte das Aufbäumen der SPD kurz vor den Wahlen im Jahr 2017 vergessen? Noch völlig benebelt vom Schulz-Hype stellte sie sich gemeinsam mit Linken und Grünen gegen die Union und setzte mal eben die Ehe für Alle durch. In seiner viel zu schlecht gespielten GroKo-Endstimmung schnauzte der SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs die Bundeskanzlerin an: „Vielen Dank für nichts!“ Mehr als Wahlkampfgetöse war das nicht.

Die SPD lebt

Wähler hat die SPD dadurch trotzdem nicht dazugewonnen. Auch heute stellt sich die Frage, wen Olaf Scholz eigentlich zu einer Wahl seiner Partei bewegen möchte. Hat er ernsthaft vor, abgewanderte Wähler zurückzugewinnen? Wer soll das sein? Hartz-IV – Empfänger vielleicht? Oder Leiharbeiter, die für Subsubsubunternehmen zu mickrigsten Löhnen schuften? Vielleicht aber doch das viel beklatschte Gesundheitspersonal. Fakt ist, dass all diese, und viele weitere mehr, ganz sicher kein Kreuz bei der SPD machen werden, solange die Partei ein fundiertes und vor allem glaubwürdiges Konzept schuldig bleibt.

Denn seit Jahren verharrt die SPD im Umfragetief. Nun legt die Partei zu, liegt nach aktuellen Umfragen sogar vor den Grünen. Donnerwetter! Aber leider sind 18 Prozent für eine selbsternannte Volkspartei weiterhin blamabel und außerdem sind Verschiebungen bei den Beliebtheitswerten überhaupt nichts außergewöhnliches, wenn ein neuer Spitzenkandidat nominiert wird. Die leichten Zugewinne zeigen aber auch: Die SPD lebt. Und das ist gut so. Wie die SPD lebt, ist allerdings nicht gut.

Durch ihre leeren Versprechungen, ihre Mutlosigkeit und ihr Gekuschele mit der Großen Koalition schmiert die Partei doch immer weiter ab. Selbst von der Coronakrise konnte sie nicht profitieren. Die Union hingegen verstand es meisterlich, sich in dieser schweren Zeit zu profilieren und auch die AfD findet nach kurzer Flaute allmählich zu alter Stärke zurück. Dabei ist doch gerade die SPD in dieser Krise besonders gefragt. Sie könnte sich für die Geringverdiener, die prekär Beschäftigten, die Alleinerziehenden, die Rentnerinnen und Rentner und die Solo-Selbstständigen einsetzen. Doch mit viel zu viel Wumms werden gerade diese Gruppen in den Hilfspaketen an vielen Stellen übergangen.

Der Eiskönig

Trotz ihrer miesen Umfragewerte ist die SPD aber immer wieder im Gespräch. Einerseits natürlich, weil sie an der derzeitigen Regierung beteiligt ist, andererseits, weil sie durch viel zu langgezogene Personaldebatten immer wieder von sich reden macht. Anfangs haben bestimmt viele gehofft, dass die Wahl des Parteivorsitzes 2019 neuen Schwung in die Partei bringt. Spätestens aber als der „Showdown“ zwischen Scholz und Dings auf der einen Seite und Esken und Nowabo auf der anderen Seite lief, war die Sache gelaufen. Diese ewigen Personalquerelen versperren den Blick auf das Wesentliche. Und so leid es mir für die Delegierten der SPD auch tut: Das Rennen um den Parteivorsitz war für die überwältigende Mehrheit der Bürger sicher kein abendfüllendes und adrenalingeladenes Programm.

Den Kick holen sich die Wähler woanders. Bei der AfD zum Beispiel. Seit Jahren verlieren gerade die Sozialdemokraten immer mehr Wähler an die Partei rechtsaußen. Reinholen kann sie diesen Verlust sicher nicht. Schließlich verliert die SPD die meisten ihrer Wähler ans Nichtwählerlager. Die meisten von der SPD enttäuschten reagieren also mit Resignation. Und das ist schwer wieder wettzumachen. Währenddessen wählen eher konservative SPD-Wähler inzwischen die Union, weil es sowieso keinen Unterschied macht. Die Empörten gehen zur Linken, zufriedene Schwule zu den Grünen und die ganz Harten eben zur AfD. Für all diese abtrünnigen hat Olaf Scholz kein Rezept.

Scholz könnte nur dann siegen, wenn alle anderen Parteien in ihrem jetzigen Zustand einfrören. Denn momentan hat die SPD durch ihren frischnominierten Kanzlerkandidaten einen Vorteil. Vielleicht hat sie deswegen bei der Nominierung von Scholz so auf die Tube gedrückt. Hätte sie ihren Spitzenkandidaten später ernannt, wären ihr womöglich andere Parteien zuvorgekommen. Wahrscheinlich hätte die SPD dann kein Schübchen in den Umfragen bekommen. Zur jetzigen Stunde ist Scholz wahrlich das kleinere Übel zu den herrschenden Verhältnissen. Aber sobald auch die anderen Parteien in Bewegung kommen, wird er das sicher nicht lange bleiben…

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