Unvorbereitet frei

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Ein Like hier, ein Emoji dort – nirgendwo ist Mitmachen leichter als im Internet. Nur ein Klick und die neuen Schuhe sind unterwegs. Zehn Sekunden auf Google und das Alltagsproblem ist gelöst. Lästige Wahlen waren gestern – im Netz ist jeder ein gefragter Politiker. Doch viel zu häufig wird das bunte Treiben im Netz für bare Münze genommen. Krampfhaft soll eine virtuelle Realität erzeugt werden, die an den einfachsten Konventionen scheitert. Das Internet ist Freiheit. Aber Freiheit gibt’s nicht für lau.

Kein Anschluss unter dieser Nummer

Pascal ist zehn Jahre alt und besucht die vierte Klasse einer Grundschule irgendwo in Deutschland. Er sitzt gerade am Wohnzimmertisch und brütet über seinen Mathe-Hausaufgaben. Seine Mutter betritt den Raum. Sie bewundert die Treppen, die er bei der schriftlichen Division gezeichnet hat. Er ist schon im Begriff alles wegzupacken und nach draußen zu gehen, da fragt ihn seine Mutter: „Hast du Tante Sandra schon angerufen und dich für das Geschenk bedankt?“ Während er sein Mathebuch in die Tasche zwängt, entgegnet er: „Nein, geht nicht. Papa ist gerade im Internet.“

Die Ü25er werden diese Szene zu gut aus ihrer Kindheit kennen. Schließlich galt bis vor ungefähr fünfzehn Jahren die goldene Regel: Ist jemand im Internet, dann geht das Telefon nicht. Diese Zeiten sind lange vorbei. Einwahlverbindungen, die die Telefonleitung belegen, waren ihrerzeit schon lästig und out. Heute wird mit gleich mehreren Endgeräten im Internet gesurft und gleichzeitig telefoniert. Seit den 90er Jahren hat das Internet eine Privatisierungswelle erlebt, die jedes kaputtgesparte Krankenhaus blass aussehen lässt.

Do It Yourself

Noch vor etwa zwanzig Jahren war das Internet im großen und ganzen kommerziellen Zwecken vorbehalten. Firmen, Konzerne und Behörden hatten einen stabilen Zugang zum Internet, ohne dabei auf wichtige Telefonate verzichten zu müssen. Wer sich daheim den Luxus Internet gönnen wollte, der war zumindest zeitweise telefonisch nicht erreichbar. Erst im Laufe der 00er-Jahre wandelte sich das Internet zum Allgemeingut. Im Vordergrund standen seitdem nicht mehr Geschäftsaktivitäten und Mailverkehr, sondern Einzelhandel und Selbstdarstellung.

Innerhalb weniger Jahre war das Internet von einem virtuellen Marktplatz zu einer regelrechten Parallelgesellschaft angewachsen. Neue Seiten und Plattformen schnitten das Internet immer mehr auf das Individuum zu. Mithilfe sozialer Netzwerke konnte man zunächst alte Freunde wiederfinden, dann selbst Internetfreundschaften knüpfen und schließlich jedem sein Mittagessen aufzwingen. Selbst in den sozialen Netzwerken stand immer weniger die Gemeinschaft im Mittelpunkt, wie beispielsweise bei wer-kennt-wen, sondern immer mehr der einzelne Nutzer selbst. Bei Instagram geht es nicht darum, der Internetgemeinschaft zu nutzen. Die Community muss dem User nutzen.

Kein Face-to-face

Das Internet bietet oft die Möglichkeit, weitgehend anonym zu bleiben. Auf vielen Websites und in vielen Foren und Portalen muss niemand sein Gesicht zeigen, wenn er es nicht will. Mithilfe von Avatars und Pseudonymen erschaffen sich viele Menschen eine Art Parallelcharakter, mit dem sie an der virtuellen Gesellschaft teilhaben. Einige übersehen dabei aber, dass sich diese virtuelle Community in manchen Punkten gar nicht so sehr von der realen Community vor dem Bildschirm unterscheidet. Hinter jedem Internetprofil und hinter jedem Fantasienamen steckt nämlich ein Mensch mit total normalen menschlichen Bedürfnissen und Ansprüchen. Die meisten davon stellen an die Internetgesellschaft die gleichen Anforderungen wie an die reale Gesellschaft.

Und hier wird’s knifflig. Obwohl sich alle einig sind, dass ein respektvoller Umgangston und das Einhalten einfachster Verhaltensregeln das A und O sind, kommt es gerade im virtuellen Raum immer wieder zu verbalen Entgleisungen.  Die Anonymität des Internet eröffnet den Menschen fast unbegrenzte Möglichkeiten der Beteiligung und Mitsprache. Sie verhindert aber gleichzeitig, dass sich bestimmte soziale Konventionen durchsetzen können.

In den seltensten Fällen sitzen sich zwei Internetnutzer direkt gegenüber, wenn sie im Netz kommunizieren. Selbst bei der Videotelefonie steht das verpixelte Abbild einem echten Face-to-face – Erlebnis entgegen. Solche Faktoren senken die Hemmschwelle, bestimmte Dinge zu sagen. Wenn ich nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe, wenn ich nicht sehe, wie der andere reagiert, dann fällt es mir leichter, ihm das ein oder andere an den Kopf zu werfen. Diese virtuellen Ergüsse reichen von emotionalen Ausbrüchen, über Cybermobbing bis hin zur Androhung von Gewalt.

Kein Internet ohne Selbstdarstellung

In den letzten Monaten versuchte der Gesetzgeber verstärkt, gegen diese Art der Cyberkriminalität vorzugehen. Weil es aber versäumt wurde, frühzeitig Kontrollmechanismen in sozialen Netzwerken zu etablieren, eindeutige Grenzen des im Internet sagbaren zu ziehen und bestimmte Normen zu definieren, erleiden viele dieser Bemühungen traurigen Schiffbruch.

Die Durchsetzung solcher Richtlinien ist vor allem deshalb schwierig, weil das Internet eine globale Angelegenheit ist und sich die virtuelle Gesellschaft nur dann optimal ausbreitet, wenn sie an möglichst wenige starre Regeln gebunden ist. Denn die Ausweitung des Internets in den privaten Raum und die wachsenden Möglichkeiten, sich selbst darzustellen, bedingen sich gegenseitig.

Eingebildet beliebt

Kein Mensch mag Regeln. Regeln sind langweilig und Regeln verderben den Spaß. Das Internet eröffnet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Zwar gelten bestimmte Regeln auch da – es gehört sich einfach nicht, ein Produkt zum Kauf anzubieten, das in Wirklichkeit nicht existiert – aber viele dieser Regeln lassen sich viel leichter unterwandern als im echten Leben. Besonders wenn es um die Darstellung des eigenen Ichs geht, bietet das Internet eine beinahe anarchische Alternative zur durchreglementierten Realität. Ungehemmt wird ein Selfie nach dem anderen rausgehauen. Eine Stopp-Taste gibt es nicht, die Likes sprechen eben eine deutliche Sprache. Wenn einem doch mal was nicht passt, folgt prompt der Kommentar der Vernichtung. Das Leben in der Blase kennt weder Gut noch Böse. Plattformen wie Instagram gaukeln den Nutzern vor, ein Star zu sein. Ablehnung und Widerstand gibt es in diesem Kosmos nicht.

Das kann dann durchaus so weit gehen, dass viele dieses Leben in der Blase dem Leben im Hier und Jetzt vorziehen. Verwöhnt von zig Liebesbekundungen und abertausenden von Likes stieg vor kurzem die 22-jährige Jana aus Kassel die Bühne hinauf. Gleich ihr erster Satz bewies, dass sie das Denken lange verlernt hatte. Ein pflichtbewusster Ordner wies sie bestimmt darauf hin. Anstatt sich vom Gesagten zu distanzieren oder dem Gegenredner mit Argumenten zu begegnen, pfefferte die gute Jana das Mikro auf den Boden. Sie begann zu weinen und stürmte von der Bühne. Auf Widerstand war sie nicht vorbereitet.

Solche Janas gibt es viele. Sie sind von den Verhaltensweisen im Internet und in sozialen Netzwerken derart geprägt, dass sie vergessen haben, dass die eigene Meinung nicht zwangsläufig deckungsgleich mit den Vorstellungen anderer Menschen ist. Im Netz können sie solche Querschießer leicht ausblenden oder blockieren. Haben sie diese Möglichkeit nicht, dann fließen die Tränen. Die automatische Schlussfolgerung: Die Meinungsfreiheit ist bedroht. Das Internet kann uns nicht auf die Realität vorbereiten, weil ihm dazu noch wichtige Komponenten fehlen. Die Wirklichkeit hingegen ist eine gute Vorbereitung auf das Internet. Sie ist eine gute Vorbereitung auf die Möglichkeiten und Freiheiten, die uns dort erwarten. Leichter als sonstwo wird im Internet geshoppt, gezockt und die eigene Meinung gesagt. Doch auf Freiheit muss man vorbereitet sein.


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Was wir 2020 gelernt haben…

Vorschaubild: stux, pixaby, bearbeitet von Sven Rottner.

Lesezeit: 11 Minuten

2020 – was für ein Jahr! Viele werden dem Jahreswechsel hoffnungsvoll entgegenblicken. Grund dazu haben sie genug. Die Pandemie bestimmt schließlich weiterhin unseren Alltag. Das Jahr 2020 hat uns allen enorm viel abverlangt. Trotzdem konnten wir einiges von diesem beknackten Jahr lernen. Die zehn wichtigsten Erkenntnisgewinne sind hier zusammengefasst.

Den Artikel zum Wort „Virus“

Nachdem das Genus dieses Wortes besonders im Frühjahr noch für reichlich Irritationen sorgte, stand spätestens nach den ersten 10.000 Coronafällen offiziell fest: Es heißt DAS Virus. Obwohl viele in den ersten Monaten des Jahres krampfhaft versuchten, den männlichen Artikel für das Wort durchzudrücken, mussten sie gegenüber einer breiten Front von Sprachwissenschaftlern und Virologen klein beigeben. Diese bestimmten nämlich auf alle Ewigkeit: Virus ist Neutrum. Einzige Ausnahme gilt in Baden-Württemberg: Die Menschen von dort dürfen weiterhin ungestraft „der“ Virus sagen. Gegen die jahrhundertelange Tradition der artifiziellen Maskulinisierung von Substantiven kamen selbst die Gelehrten nicht an. Immerhin heißt es in dem südwestdeutschen Bundesland bis heute auch der Butter und der Klo.

Abstandsstriche ersetzen kostspielige IQ-Tests

In Zeiten der Pandemie ist eines ganz wichtig: Abstand voneinander halten. In einer überbevölkerten Welt, die immer enger zusammenwächst, fällt das vielen allerdings nicht leicht. Der Einzelhandel hat sich deswegen etwas ganz besonders gewieftes ausgedacht. Nach etlichen Stunden in den Laboren und nach so manchem rauchenden Kopf konnte die Branche stolz ihre Erfindung präsentieren. Mithilfe sogenannter Abstandsstriche sollte vor allem im Kassenbereich gewährleistet werden, dass die Menschen Abstand zueinander hielten. Es handelte sich dabei um speziell angefertigte Klebestreifen in leuchtenden Signalfarben, die die Menschen auf das Abstandsgebot aufmerksam machten.

Den erhofften Erfolg brachte die geniale Maßnahme leider nicht. Trotzdem stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus, dass die Striche noch einen ganz anderen Effekt hatten. So ließen sie ohne viel technischen Schnickschnack für jedermann und jedefrau die Intelligenz der Kundinnen und Kunden erkennen. Ruben V., Filialleiter eines REWE-Marktes in Gütersloh bedauerte: „Es war für uns ein harter Schlag, dass fast zwei Drittel unserer Kundschaft einen Intelligenzquotienten von unter 40 haben. Das ist dümmer als Donald Trump.“

Da nicht in jeder Lebenslage ein Abstandsstrich zur Hand ist, gibt es eine noch alltäglichere Methode, um den IQ seiner Mitmenschen zu ermitteln. Die Art und Weise, wie die Maske getragen wird, spiegelt die Intelligenz des Tragenden sogar noch zuverlässiger wider als die farbigen Linien in den Supermärkten. Sollte jemand mit seiner Mund-Nasen – Bedeckung nur den Mund bedecken, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass dieser bemitleidenswerte Zeitgenosse nicht weiß, was eine Nase ist. Dies ist Indikator dafür, dass der IQ nicht höher als 10 liegt.

Es gibt in Deutschland Heerscharen an renommierten Wissenschaftlern.

Als sich die pandemische Lage auf der Welt zuspitzte, da hatte ihre Stunde geschlagen: Die Wissenschaft ist aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und war in aller Munde. Nachdem sich die Menschen gerade in Deutschland ihre Fakten jahrelang zurechtbogen, wie es ihnen passte, hielt nun die faktenbasierte Recherche wieder Einzug. In schier obsessiver Leidenschaft haute so mancher Mitbürger eine wissenschaftlich fundierte Aussage nach der anderen raus. Mancheiner fand sogar den Mut, sich nach jahrelangem Versteckspiel als Wissenschaftler zu outen. Im April hatten wir dazu bereits den 76-jährigen Hermann S. befragt, der schon im Frühjahr einen eindeutigen Standpunkt hatte: „Dieses neuartige Virus ist nicht einmal so gefährlich wie eine Grippe. Studien haben ergeben, dass im Straßenverkehr dreimal so viele Menschen in Autounfällen sterben wie an Corona.“

S. war früher Schaffner bei der Bundesbahn, betrieb aber heimlich ein eigenes Forschungszentrum im Keller, von dem weder seine Frau noch seine drei Kinder wussten. Auf seine Forschungen blickt er mit Stolz zurück: „Jahrzehntelang war es verpönt, empirische Studien zu betreiben. Hinter allem vermuteten die Menschen wirtschaftliche Interessen. Ich bin stolz darauf, meinen kleinen Beitrag zum Wiederaufleben der Gesundheitsforschung zu leisten. Das ist das einzige noch nicht korrumpierte Forschungsfeld, denn immerhin forschen die Labore fast ausschließlich nach einem Impfstoff, der für alle von Nutzen sein wird. Dahinter kann einfach kein Profitinteresse stehen.“

Die richte Aussprache des Worts „Quarantäne“

In Zusammenhang mit der Pandemie ist noch ein weiterer linguistischer Meilenstein gelegt worden. Ähnlich wie bei dem Genus des Wortes „Virus“ ist seit diesem Jahr für alle Zeiten klar, wie die medizinisch verordnete Isolation richtig ausgesprochen wird: Es heißt Karantäne, ohne einen eingeschobenen w-Laut, wie häufig falschgemacht. Eine Kwarantäne gibt es nicht. Diese Wortschöpfung ist genau so falsch wie eine revolutionäre Gerillja (Gerieja!), das stinklangweilige Fach Kemie (weiches ch wie in „rieCHen“) oder wie der klassische Anfängerfehler Leviosah.

Wir sind auf eine Pandemie schlecht vorbereitet

Mit dem Virus haben wir nun schon seit einigen Monaten zu kämpfen. Zeit also für eine Zwischenbilanz. Diese fällt jedoch ernüchternd aus: Obwohl Deutschland bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen ist, gibt es eklatante Schwachstellen. Diese betreffen besonders die Frühphase der weltweiten Krise und haben deshalb auch Monate danach schwere Auswirkungen. Nachdem das Virus bereits in den ersten beiden Monaten des Jahres eindrucksvoll demonstriert hat, zu was es fähig ist, wartete man in Deutschland lieber seelenruhig ab, anstatt beizeiten geeignete Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen. Reiserückkehrer aus Risikogebieten konnten unbehelligt ihren Alltag in Deutschland wieder aufnehmen, ohne jemals auf das neuartige Virus getestet worden zu sein oder unter Karantäne gestellt zu werden.

Besonders blamabel an dieser Vorstellung: Geeignete Schutzkonzepte, um die Ausbreitung hochinfektiöser Krankheiten einzudämmen, lagen bereits zu Jahresbeginn vor. Zur Anwendung kam im Frühjahr kaum etwas. Schiefer ging in diesem Jahr einzig der bundesweite Sirenentest. Die Lehre von 2020 ist eindeutig: Wenn eine Krankheit erst einmal zu einer Pandemie ausgeartet ist, ist ambitioniertes Handeln reine Schadensbegrenzung.

Die AfD ist eine bürgerliche Partei

Lange angezweifelt, doch seit diesem Jahr eindeutig bewiesen: Die AfD ist eine Partei, die die Interessen der Mitte der Gesellschaft vertritt. Sie selbst verortet sich schon seit Jahren im konservativ-bürgerlichen Spektrum. Nach der Wahl des Abgeordneten Thomas Kemmerich (FDP) zum Ministerpräsidenten von Thüringen konnten selbst die etablierten Parteien die Augen davor nicht mehr verschließen. Immerhin war es maßgeblich der AfD zu verdanken, dass der Fünf-Prozent – Mann das höchste Amt im Freistaat bekleiden durfte, wenn auch nur für ein paar Stunden.

Die Partei unter Führung von Bernd Höcke hat am 5. Februar gezeigt, dass sie staatspolitische Verantwortung übernehmen kann, als sie dem glatzköpfigen Liberalen den Weg an die Spitze der thüringischen Regierung ebnete. Auch der frisch vereidigte Kemmerich signalisierte der bürgerlichen Höcke-Partei Entgegenkommen. Anders als so manche beleidigte Leberwurst im Saal warf er ihm weder einen Blumenstrauß vor die Füße noch verweigerte er ihm den Handschlag.

Die Internetabdeckung im Land ist grottig

Völlig überraschend mussten in diesem Jahr Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern feststellen, wie schlecht es um die Verbindung mit dem Internet bestellt ist. Nachdem auch die Politikerinnen und Politiker pandemiebedingt im Home Office arbeiten mussten, bemerkten sie plötzlich, dass sie völlig vergessen hatten, das Internet in Deutschland einzuschalten. Von dem Fauxpas betroffen waren auch viele Schülerinnen und Schüler. Die per E-Mail gesendeten Hausaufgaben haben sie nie erreicht. Im schlimmsten Fall kassierten sie dafür sogar einen Strich.

Um diesem Problem zügig Abhilfe zu verschaffen, kündigte Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) jüngst an, in allen deutschen Ortschaften großzügig Milchkannen zu verteilen. Diese seien prädestiniert für einen ruckelfreien Internetempfang.

Wir haben ein Rechtsextremismus- und Antisemitismusproblem

Hanau und Halle sind zwei Städte, die in diesem Jahr traurige Bekanntschaft erlangt haben, die weit über die deutsche Bundesgrenze hinausreicht. Sie stehen symbolisch für die schlimmsten rechtsextremen Anschläge, die es in Nachkriegsdeutschland je gab. Die beiden Täter metzelten auf ihren rassistischen Mordzügen alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Sie mögen Einzeltäter gewesen sein, doch gleichzeitig sind sie auch Ausdruck eines viel tieferliegenden Problems. Wenn in Deutschland regelmäßig jüdische Friedhöfe geschändet werden, dann ist es umso trauriger, dass es der beiden Täter aus Halle und Hanau bedurfte, um auf dieses eindeutige Rechtsextremismus- und Antisemitismusproblem aufmerksam zu werden.

Die Bereitschaft, vieler Demonstrierenden, rechtsextremen Symbolen hinterherzulaufen und sich gleichzeitig als ganz besonders überzeugte Demokraten zu gerieren, ist nicht nur heuchlerisch, sondern vor allem besorgniserregend. Die Grenzen zwischen Legitimität und absolutem No-Go verschwimmen immer mehr. Die Stimmen, die sich dagegen wehren, werden an vielen Stellen niedergebrüllt. Das Gewaltmonopol des Staats steht nicht zuletzt deshalb in Frage, weil selbst in der Polizei seit langem ein rechtsextremer Geist herumspukt. Anstatt dieses Problem ernstzunehmen und der Mehrheit der rechtschaffenden Polizistinnen und Polizisten den Rücken zu stärken, schiebt unser werter Herr Innenminister in einem Anfall von altersbedingter Sturheit und Senilität das Problem einfach beiseite. Horst Seehofer ist nicht die Lösung des Problems, sondern ein Teil davon.

Sophie Scholl lebt

Lange lehrten uns die Geschichtsbücher, dass die mutige Widerstandskämpferin Sophie Scholl am 22. Februar 1943 von den Nazis ermordet wurde. In diesem Jahr kam es aber in Hannover zu einer wundersamen Wendung. Die bisher unscheinbare Jana aus Kassel trat nämlich auf einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen auf und machte unmissverständlich klar: Der Geist von Sophie Scholl ist in sie eingefahren und hat sie zur Gegenbewehr berufen. Nicht noch einmal sollte es so weit kommen, dass Deutschland von angeblichen Demokraten zu einer Diktatur umgebaut würde. Dieses Mal seien sie und ihre Gefährten besser gerüstet: tausende Menschen auf Demonstrationen statt ein paar Dutzend Flugblätter an der Uni, öffentliche Entrüstung statt stillem Protest, mediale Aufmerksamkeit statt klammheimlicher Gerichtsverfahren. Ihre 1,0 im Leistungskurs bei Herrn Höcke hat sich dieses Mädel wahrlich verdient!

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„Last Christmas“ von Wham! ist ein nerviger Song

Der Pandemie fiel dieses Jahr auch ein echter Kultklassiker zum Opfer. Kein Weihnachtsfest der vergangenen 30 Jahre verging ohne den legendären Ohrwurm von Wham!, der uns Jahr für Jahr darauf einschwor, im nächsten Jahr nicht so leichtgläubig das eigene Herz zu verschenken. Er lief wirklich überall: im Radio, im Supermarkt, im Kaufhaus, in der Bahnhofshalle, teilweise sogar im Fahrstuhl. In der Zwischenzeit konnte man sich mit seinen Liebsten treffen und sich über die virtuosen Vorzüge dieses Meisterwerks austauschen. Genau diese Gelegenheit fiel dieses Jahr wegen Corona weg. Die Menschen hatten keine Möglichkeit, dieses Lied wenigstens für ein paar Minuten hinter sich zu lassen. Schnell verkam der sonst so beliebte Weihnachtssong zu einer nervtötenden Begleitmusik, die wir im nächsten Jahr sicher nicht mehr hören wollen.

Gegenvorschlag:

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