Von Spatzen und Kanonen

Lesedauer: 7 Minuten

Vergangene Woche hat sich die Mehrheit im Deutschen Bundestag für eine Impfpflicht im Gesundheitswesen entschieden. Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte müssen sich bis spätestens Mitte März 2022 impfen lassen, um weiter ihren Beruf auszuüben. Die Teilimpflicht wird als weiterer Meilenstein im Kampf gegen die Pandemie verkauft, hält aber nicht, was sie verspricht. Sie ist kaum dazu geeignet, das Infektionsgeschehen nachhaltig einzudämmen und heizt die Lage in den Krankenhäusern eher an. Die neue Regierung hat allerdings schon eine genaue Vorstellung, wie sie damit umgehen möchte…

Falsche Hoffnungen

Die Beschäftigten im Gesundheitswesen, allen voran die Pflegekräfte, sind seit Beginn der Coronakrise vor knapp zwei Jahren die Heldinnen und Helden der Pandemie. Bereits im Frühjahr 2020 erhielten sie stehende Ovationen von den Abgeordneten des Bundestags, viele Bürgerinnen und Bürger schlossen sich dem Jubel vom heimischen Fenster aus an. Den unfassbaren Druck, unter dem die Pflegekräfte stehen, können aber nur die wenigsten nachempfinden. Ein Job im Krankenhaus oder Pflegeheim geht immer mit einer enormen Verantwortung einher. In medizinischen Krisenzeiten wiegt die Last der Verantwortung besonders schwer.

Seit Zulassung der Impfstoffe erhöhte sich der Druck auf Pflegerinnen und Pfleger zusätzlich. Die meisten von ihnen dürften erleichtert aufgeatmet haben, als die ersten Präparate verfügbar waren. Sie hofften auf eine spürbare Entlastung der Krankenhäuser und auf den Intensivstationen, wenn erst einmal die Herdenimmunität erreicht ist. Außerdem versprachen die Impfstoffe zunächst auch eine erhöhte Sicherheit im Umgang mit vulnerablen Gruppen, mit denen die Beschäftigten im Gesundheitswesen regelmäßig zu tun haben.

Der Wind dreht sich

Die Kehrseite der Impfkampagne bekamen die Angestellten in medizinischen Einrichtungen besonders früh und besonders heftig zu spüren. Die Impfstoffe waren erst wenige Wochen zugelassen, als die ersten Pflegekräfte zu einer Impfung regelrecht genötigt wurden. Keiner sprach es explizit aus, aber viele Pflegerinnen und Pfleger spürten, dass eine Impfung und der Erhalt ihres Arbeitsplatzes untrennbar zusammengehörten. Ungeimpftes Pflegepersonal sah sich moralischen Vorurteilen ausgesetzt. Man diffamierte sie als unverantwortliche Pandemietreiber, es sei ihre Pflicht sich angesichts ihres Berufs unter allen Umständen impfen zu lassen. Die Heldinnen und Helden von gestern waren plötzlich die Buhleute von heute.

Kontakt zu besonders vulnerablen Gruppen hatten diese Menschen schon vor Zulassung der ersten Impfstoffe. Um einer drohenden Überlastung und einem Kollaps des Gesundheitswesens entgegenzuwirken, arbeiteten viele Ärztinnen, Ärzte und auch das Pflegepersonal im vergangenen Jahr mitunter ohne ausreichende Schutzausrüstung. Sie infizierten sich zuhauf; der damalige Gesundheitsminister befürwortete ein Weiterarbeiten trotz Coronainfektion. Besonders im Jahr 2020 spielten sich in vielen Krankenhäusern unmenschliche Szenen ab.

Spatzen und Kanonen

In diesem Jahr ist vieles anders. Man signalisierte den Beschäftigten durch diese indirekte Impfpflicht, dass ihre Arbeitskraft doch nicht so dringend nötig sei. Während sie in der ersten Hochphase der Pandemie darunter litten, dass die Politik die Beschaffung von ausreichend Schutzausrüstung verschlafen hatte, müssen sie es sich jetzt gefallen lassen, dass die Schuld an der Ausbreitung des Virus fast ausschließlich ihnen zugeschoben wird.

Trotzdem hat der Bundestag jüngst eine Impfpflicht für Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen beschlossen. Diese obligatorische Impfung war für viele Politikerinnen und Politiker der logische nächste Schritt im Kampf gegen die Pandemie. Die Teilimpfpflicht pflastert einen weiteren Abschnitt auf dem Pfad, der garantiert nicht aus der Notlage herausführen wird. Einerseits dürfte die Impfbereitschaft bei medizinischem Personal grundsätzlich hoch liegen. Die Impfpflicht betrifft also nur eine kleine Minderheit direkt. Andererseits verpufft der vielgepriesene Effekt der Solidaritätsimpfung. Pflegekräfte, die sich impfen lassen, machen das häufig um sich selbst zu schützen. Häufiger als andere kommen sie mit Covid-Patienten in Kontakt. Diese Menschen können sie nicht mehr anstecken – sich selbst aber sehr wohl.

Eine bewusste Entscheidung

Die Impfstoffe sind seit einem Jahr verfügbar. Pflegepersonal gehörte zu den oberen Prioritätsgruppen und konnten sich früher als andere Menschen impfen lassen. Sie hatten also lange genug Zeit, über eine Impfung nachzudenken und sich dafür zu entscheiden. Ihre tägliche berufliche Erfahrung dürfte sie bei ihrer Entscheidung beeinflusst haben. Wer sich jetzt noch nicht hat impfen lassen, der hat sich ganz bewusst gegen eine Impfung entschieden. Eine Impfpflicht für ihren Beruf empfinden diese Menschen also völlig zurecht als Bevormundung.

Diese Gängelei kann fatale Auswirkungen auf das Gesundheitswesen und auf den Kampf gegen die Pandemie haben. Es ist allgemein bekannt, dass die Arbeitsbedingungen in der Pflege lange vor Corona unerträglich waren. Schlechte Löhne, körperliche Erschöpfung und kaum Raum für Freizeit und Privatleben haben in den letzten Jahren viele Beschäftigte aus ihrem Beruf getrieben. Wer sich unter diesen miesen Umständen trotzdem für die Patientinnen und Patienten aufopfert, verdient Respekt und Dankbarkeit.

Der letzte Sargnagel

Für die bewusst Ungeimpften unter den Pflegekräften könnte die neue Impfpflicht der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Angesichts der mehr als prekären Arbeitsbedingungen werden viele unter ihnen zu dem Schluss kommen, dass sie ihren Beruf lieber endgültig an den Nagel hängen, anstatt ihre Impfentscheidung zu revidieren.

Die Folge daraus liegt auf der Hand: Schon heute sind viele Krankenhäuser am Limit. Planbare Eingriffe werden verschoben, vorhandene Intensivbetten werden nicht belegt, weil schlicht das Personal fehlt. Wenn infolge der Impfplicht weitere Pflegekräfte die Flucht ergreifen, dann wird das die Lage verschärfen und nicht entspannen.

Impfpflicht 2.0

Der Regierung reicht das offenbar noch nicht. Schon bevor die Abgeordneten über die Teilimpflicht im Gesundheitswesen diskutiert haben, kündigte Kanzler Scholz eine Entscheidung zur allgemeinen Impflicht an. Die wenigsten dürften sich darüber wundern, dass auf die Teilimpfpflicht die Gesamtimpflicht folgt.

Erstens ist ein Teil immer die Vorstufe des Ganzen. Zweitens wird sich der Druck auf die Ungeimpften durch den Wegfall wertvoller Pflegekräfte weiter erhöhen. Zwangsläufig wird Gesundheitspersonal infolge der Impfpflicht ausscheiden. Künftig werden noch weniger Menschen den Laden am Laufen halten müssen. Weitere Eingriffe werden verschoben. Viele Menschen werden sterben. Die Impfappelle werden noch eindringlicher. Der moralische Druck auf Ungeimpfte steigt.

Aufgrund der Teilimpfpflicht wird es noch leichter sein, eine allgemeine Impfpflicht zu erwägen. Schon heute rechtfertigen viele eine solche Maßnahme mit der Lage in den Krankenhäusern. Dieses Argument wird bei zugespitzter Lage einiges an Schlagkraft gewinnen. Steigende Infektionszahlen sind zweifellos ein Grund für die Überlastung der Krankenhäuser. Es ist allerdings allein auf die Regierungspolitik der vergangenen Jahre zurückzuführen, dass das Gesundheitssystem die Pandemie so schlecht auffängt. Eine Impfpflicht lenkt von diesen gravierenden Problemen ab, weil sie den Fokus ausschließlich auf Menschen lenkt, die mit der grundsätzlichen Situation nichts zu tun haben. Sie vertauscht Ursache und Wirkung und stellt der Regierung einen Freibrief aus, ihr katastrophales Gesundheitsmanagement fortzuführen.


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Im Rechtsstaat nicht möglich

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Der Ton wird rauer

Lesedauer: 8 Minuten

Politik funktioniert fast immer über Emotionen. Gute Politiker sprechen unsere innersten Bedürfnisse an, weil sie wissen, was wir uns wünschen. Sie nehmen unsere Wünsche ernst und zeigen Wege auf, wie diese in Erfüllung gehen können. Schlechte Politiker hingegen nutzen unsere Ängste aus, um Erfolg zu haben. In der Coronapandemie spielte Angst oft eine große Rolle. An manchen Stellen konnte man sich nicht sicher sein, ob die Politik diese Angst überwinden wollte oder mit ihr spielte. Spätestens seit der Diskussion um 2G ist aber klar: Angst und teils offene Drohungen sind inzwischen ein gängiges Mittel in der Politik.

Der beste Nährboden für Angst ist Unwissenheit. Etwas nicht zu wissen oder zu kennen, erzeugt nicht automatisch Angst. Und doch ist Angst oft auf Unkenntnis und fehlende Informationen zurückzuführen. Kleine Kinder fürchten sich im Dunkeln, weil sie nicht sehen können, was um sie herum geschieht. Durch kleine Lichtquellen wirkt im Kinderzimmer eigentlich Vertrautes plötzlich völlig beängstigend. Diese Urangst vor dem Unbekannten wohnt allen Menschen inne und soll uns vor zu großen Risiken bewahren.

Viele offene Fragen

Anfang 2020 wurde die Menschheit mit einem völlig neuartigen Virus konfrontiert. Sehr wenig war über die neue Krankheit bekannt. Die Übertragungswege waren zunächst ein komplettes Mysterium, ebenso wie die Frage, wie gefährlich das Virus ist. Die meisten Menschen hatten Angst und diese Angst führte dazu, dass sie vorsichtig waren. Auch der Staat musste auf die unübersichtliche Notlage reagieren. Geschäfte blieben wochenlang geschlossen, das öffentliche Leben schlief fast ganz ein. Im Frühjahr 2020 erlebten wir eine Welle der Solidarität, als die Menschen wieder stärker aufeinander Acht gaben, weil sie das Virus nicht einschätzen konnten.

Inzwischen sind anderthalb Jahre vergangen. Viele haben sich zwischenzeitlich an ein Leben mit dem Virus fast gewöhnt. Es ist für sie normal geworden, auf öffentlichen Plätzen und in geschlossenen Räumen eine Maske zu tragen. Auch können viele das Virus heute besser einschätzen. Kennen tun es aber weiterhin nur die wenigsten.

Durch himmelschreiende Schlampereien bei der Datenerfassung, durch zahlreiche Skandale und wegen völlig kaputtgesparter Gesundheitsämter sind auch fast zwei Jahre nach den ersten Infektionen viele Fragen zu Covid-19 ungeklärt. Es ist bis heute nicht abschließend geklärt, wo die Hotspots für Infektionen liegen und wer als Pandemietreiber in Frage kommt. Man rühmt sich seit neun Monaten dafür, einen Impfstoff entwickelt zu haben und kann doch nicht einmal sagen, wie wirksam die Präparate sind und wogegen genau sie wirken.

Ein Scheunentor für Verschwörungstheorien

Gerade weil der Kenntnisstand zur Pandemie so intransparent ist, sind viele Menschen weiterhin verängstigt. Eine seriöse Risikobewertung war ihnen nie möglich. Darum ließ die Mehrheit einen Lockdown nach dem anderen über sich ergehen, akzeptierte Ausgangssperren und ließ sich mit kurzfristig erprobten Impfstoffen gegen das Virus immunisieren. Die Angst war dabei stets ein Treiber im Kampf gegen die Pandemie.

Die Regierung verließ sich bisweilen auf eine äußerst fragile Datenlage. Anstatt die Gründe für diese Intransparenz kritisch zu hinterfragen, rechtfertigte sie die weitreichenden Einschränkungen mit einem äußerst fragwürdigen Kenntnisstand. Dieses Vorgehen lud regelrecht dazu ein, sich seine eigene Wahrheit zusammenzuschustern. Mancher ließ sich dabei von seiner Vernunft leiten, andere neigten zu Übervorsicht oder einem äußerst laxen Umgang mit den Sicherheitsvorkehrungen. Wieder andere huldigten wirren Hetzrednern und haben seitdem jeglichen Bezug zur Realität verloren.

Die neuesten Zahlen

Betrachtet man die Berichterstattung zur Pandemie, so kann einem recht schnell Angst und Bange werden. Mit immer verfeinerten Kennzahlen versucht man seit 2020, die Gefährlichkeit des Virus abzubilden. Der große Nachteil solcher Erhebungen ist allerdings, dass über das Zustandekommen der Ergebnisse oft wenig bekannt ist. Die Gesamtzahl der Neuinfektionen von 2020 wich alsbald dem Inzidenzwert, der die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in Relation zu einer bestimmten Einwohnerzahl ausgibt. Immer lauter werden allerdings die Zweifel an diesem Wert. Wenn für Ungeimpfte eine generelle Testpflicht besteht, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein Ungeimpfter positiv getestet wird. Nicht höher liegt dann allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass er stationär behandelt werden muss oder bereits mit dem Tode ringt. Die Gefährlichkeit der Krankheit lässt sich so nur unzureichend erfassen.

Monatelang verließ sich die Tagesschau fast ausschließlich auf die Zahl der Neuinfektionen. Die Nennung der neuesten Infektionszahlen war lange Zeit fester Bestandteil jeder Sendung. Das hatte einerseits einen informativen Charakter, machte den Menschen bei hoher Zahl aber Angst und verleitete zur Unvorsicht, wenn am Abend zuvor nur von 200 Neuinfektionen bundesweit die Rede war.

Die falschen Schlüsse

Auch die Bilder leergeräumter Supermarktregale verfehlten häufig ihren Zweck der reinen Informationsweitergabe. Stattdessen führten sie zu einer Welle der Nachahmer, die innerhalb weniger Tage auch hierzulande zum Notstand im Einzelhandel führten. Auch die Bilder von Leichensäcken und Behelfsfriedhöfen erinnerten eher an ein Kriegsszenario. Zwar befanden sich die Gesundheitssysteme mancher Länder jenseits des Kollaps, doch bewirken auch die seriösesten Beschwichtigungen wenig im Angesicht solcher Bilder. Der Verweis auf ein stabiles deutsches Gesundheitssystem säte eher Zweifel als Vertrauen.

Den meisten Menschen war sowieso klar, dass auch unser Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenzen stieß. Plötzlich war von Ärztinnen und Ärzten und von Pflegekräften die Rede, die nicht mehr wussten, wo ihnen der Kopf stand. Begründet wurde all das mit einer höheren Belastung durch die Pandemie. Es ist unstrittig, dass Covid-19 zu einem Anstieg der stationären und intensivmedizinischen Behandlungen führte. Am Limit war das Gesundheitspersonal allerdings lange vor Corona. Statt in der Notlage die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, sah man tatenlos dabei zu, wie mitten in der Pandemie 20 Krankenhäuser geschlossen wurden und die Sana-Kliniken trotz Coronahilfen ausgerechnet beim Personal den Rotstift anlegten.

Der Druck steigt

Durch diese falsche Prioritätensetzung wich die Politik der Angst schon bald einer Politik des Drucks. Die Bilder von überfordertem Klinikpersonal nutze man geschickt dazu, um daraus die passenden Schlüsse zu ziehen. Solch katastrophalen Zustände ließen sich nur dann abwenden, wenn ein Großteil der Bevölkerung geimpft sei. Die Aussicht auf lukrative Vergünstigungen erhöhte die Impfbereitschaft weiter. Immer mehr Menschen jenseits der Risikogruppen nahmen das Impfangebot wahr. Der soziale Druck stieg.

Gleichzeitig hatten die Menschen das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Es war ihrer Impfbereitschaft zu verdanken, dass ein erneuter Lockdown in weite Ferne rückte. Indem man die Impfkampagne derart moralisch anreicherte, teilte man die Bevölkerung in gute und schlechte Menschen.

Im nächsten Schritt hob man die Testpflicht für Geimpfte auf. Dadurch stieg der Druck auf Ungeimpfte weiter. Immerhin mussten sie sich nun vor jeder öffentlichen Veranstaltung und vor jedem Besuch im Restaurant rechtfertigen, obwohl weiterhin nicht abschließend geklärt ist, in welchem Maße Ungeimpfte infektiöser sind als Geimpfte.

Der Ton wird rauer

Durch die Abschaffung der kostenlosen Tests brach sich endgültig eine Rhetorik der Drohgebärde Bahn. Entscheidend ist dabei nicht der Beschluss, dass Schnelltests in Zukunft kostenpflichtig sein sollen, sondern der Zeitraum zwischen Beschlussfassung und Inkrafttreten.

Immerhin liegen zwischen der Entscheidung und der Umsetzung zwei Monate und eine Bundestagswahl. Dieses großzügige Zeitfenster dienst nicht vorrangig dazu, den Ungeimpften entgegenzukommen, sondern erhöht den Druck auf diese Gruppe weiter. Unverhohlen droht man den Nicht-Geimpften an, sie durch die 2G-Regelung vollends vom öffentlichen Leben auszuschließen. Das Reden ist hier wichtiger als das Handeln. Solche Debatten sind nichts weiter als Drohgebärden. Die Drohung kann sich besonders gut entfalten, wenn zwischen Ankündigung und Einlösung genügend Zeit liegt.

Die Besserstellung von Geimpften ist seit Januar im Gespräch. Ihre Wirkung hat diese subtile Drohung nicht verfehlt. Die Impfquote schoss nach oben. Die Diskussion um 2G soll nun auch dem harten Kern der Impfrevoluzzer den Garaus machen. Warum Ungeimpfte plötzlich eine größere Bedrohung für die Allgemeinheit sein sollen, interessiert dabei nicht. Ebenso wenig, weswegen eine medizinisch angeblich so notwendige Maßnahme so viel Aufschub verdient. Den sanften Druck von gestern gibt es nicht mehr. Heute gibt die offene Drohung das Wort an.


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Das miese Geschäft mit dem Virus

Beitragsbild: Vektor Kunst, pixabay.

Lesedauer: 9 Minuten

Seit Tagen befindet sich Deutschland im Ausnahmezustand: Hamsterkäufe, geschlossene Schulen und Kitas, Einschränkung des öffentlichen Lebens. Alles, um das Corona-Virus einzudämmen und unter Kontrolle zu halten. Der Erfolg ist bisher nur mäßig. Die Lage droht derweil noch verzwickter zu werden. Krankenhäuser, die auch schon ohne Covidd-19 am Limit sind, geraten zunehmend in Bedrängnis. Zudem hat sich nun eine perfide Methode herausgebildet, mit der einige Geschäftsleute tatsächlich Kapital aus der Krise schlagen.

Keine Panik auf der Titanic

Die bestätigten Fälle des neuartigen Virus nehmen auch in Deutschland seit Tagen rasant zu. Wie bereits in anderen schwer gebeutelten Nationen zeichnet sich auch in unserem Land eine exponentielle Ausbreitung der gefährlichen Lungenkrankheit ab. All zu viel ist über die Krankheit noch nicht bekannt. Die Menschen sind verunsichert. Die Frage der Infektionswege ist noch nicht abschließend geklärt, ebenso wenig die Länge der Inkubationszeit. Während zu Beginn der Pandemie von zwei Wochen die Rede war, sind in der Zwischenzeit Fälle aufgetreten, bei denen die Inkubationszeit bei um die vier Wochen lag. Wenn die Erkrankung so lange unbemerkt bleibt, wird es extrem schwierig, die Infektionsketten nachzuvollziehen.

Währenddessen verharren führende Politiker auf der Linie der Beschwichtigung. Über Wochen redete Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) das Problem klein. Er bezweifelte, dass sich das Virus so dramatisch wie in der chinesischen Provinz Hubei ausbreiten könnte. Die Bundeskanzlerin steht ihrem Minister bei den Beschwichtigungsversuchen treu zur Seite. Sie ruft alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, soziale Kontakte auf ein Minimum herunterzufahren. Donnerwetter.

Wären die Regierungsvertreter ehrlich, müssten sie eingestehen, dass es in Deutschland durchaus Grund zur Sorge gibt. Mit zögerlichen Maßnahmen versucht sie, die Ausbreitung der Infektionskrankheit einzudämmen. Das ist gut und richtig so. Fraglich ist allerdings, ob die getroffenen Maßnahmen dazu ausreichen und ob sie überhaupt noch rechtzeitig in Kraft treten. Denn eines ist völlig unstrittig: So wie die Bundesregierung das Gesundheitswesen in den letzten Jahren gemanaged hat, wird es der Corona-Krise nicht standhalten.

Gesundheit und Ökonomie schließen sich aus

Schon während der Bundestagswahl 2017 gewann das Thema des Pflegekräftemangels an Bedeutung. Der Azubi Alexander Jorde konfrontierte die Kanzlerin damals im TV mit der desolaten Situation in deutschen Pflegeheimen. Doch auch Krankenhäuser und sonstige Einrichtungen im Gesundheitswesen sind längst von den Fehlentwicklungen in diesem Bereich betroffen. Durch zunehmende Privatisierungen wurden gerade Krankenhäuser und Kliniken mehr und mehr auf Rendite und Profit getrimmt. Sie wurden zu marktwirtschaftlichen Unternehmen umstrukturiert, bei denen hohe Kosten unbedingt vermieden werden müssen.

Und Geld kosten vor allem Angestellte. Sie sind einer der größten Kostenfaktoren in jedem Unternehmen. Bei ihnen wird meist als erstes der Rotstift angesetzt. Und das hat Folgen: Durch den kontinuierlichen Stellenabbau im Gesundheitswesen ist das medizinische Personal bereits heute am Limit, teilweise auch schon jenseits davon. Nicht selten machen renditehungrige Krankenhausbetreiber ganze Stationen dicht, bei denen der Bedarf am niedrigsten ist. Denn mit dem Bedarf sinkt auch der Umsatz. Viele Krankenhäuser verfügen daher nicht mehr über Stationen, die sich speziell der Behandlung von Kindern widmen. Auch bei der Anzahl von Intensivbetten kam es zu einer regelrechten Rationierung.

Auf Leben und Tod

Viele beobachten die Szenen aus Italien mit blankem Entsetzen. Manche schütteln ungläubig den Kopf angesichts einer solchen Überforderung des medizinischen Fachpersonals. Und die Lage in Italien ist wirklich hochdramatisch: Die Krankenhäuser dort sind grotesk überfüllt, eine angemessene Behandlung kann schon lange nicht mehr gewährleistet werden. Inzwischen müssen Ärzte Entscheidungen treffen, die ein Arzt nie fällen müssen sollte: welcher Patient behandelt wird und welcher nicht. Denn natürlich muss JEDER Patient versorgt werden. Ein völlig unzureichendes Gesundheitsmanagement zwingt die Ärzte allerdings dazu, solch unmenschliche Entscheidungen zu treffen.

Auch ein Mangel an lebensnotwendigen Beatmungsgeräten wird in Italien zunehmend zum Problem. Wie brenzlig das werden kann, liegt auf der Hand. Bei Covid-19 handelt es sich um eine Lungenkrankheit. Dass in dieser Situation ein Engpass an Beatmungsgeräten tödlich sein kann, ist jedem klar.

Doch solche Zustände sind auch in Deutschland alles andere als unwahrscheinlich. Denn natürlich lassen sich die Versäumnisse im Gesundheitswesen nicht binnen weniger Tage oder Wochen beheben. Deswegen ist es ja auch so wichtig, die Ausbreitung des Virus so gut wie möglich in Grenzen zu halten, damit die Anzahl der Infizierten relativ überschaubar bleibt und jeder angemessen behandelt werden kann. Doch auch hier rächt sich der Sparkurs der letzten Jahre. Der Stellenabbau bei den Gesundheitsämtern ist das eine. Doch inzwischen verfügen die deutschen Gesundheitsämter über so niedrige Budgets, dass sie sich in vielen Fällen davor scheuen, Veranstaltungen abzusagen. Zu groß ist die Angst der Behörden, die möglichen Regressforderungen nicht stemmen zu können.

Das Geschäft mit dem Virus

Das leistet der Ausbreitung des Virus natürlich enormen Vorschub. Und mit der Ausbreitung wächst die Angst. Was, wenn ich einer derer bin, denen die Behandlung versagt wird? Vielleicht weil ich Kassenpatient bin? Oder eine Frau? Oder ein Mann? Oderoderoder? Diese eklatanten Lücken im Gesundheitssystem und die Angst vieler Bürgerinnen und Bürger nutzen skrupellose Geschäftsleute seit kurzem für ihre eigenen Zwecke aus. Sie schwören die Menschen darauf ein, dass die Gesundheitsversorgung ähnlich wie in Italien kollabieren wird, sobald es zu einem Peak der Virusausbreitung wie in China kommt.

Sie handeln nach dem Credo „Wer jetzt krank wird, wird auch noch behandelt. Wer während des Peak erkrankt, hat Pech gehabt.“ Traurigerweise kann man dem nichts entgegensetzen. Die Politik der letzten Jahre hat es ermöglicht, dass solche Unmenschen ihre Geschäfte machen können.

Ein abartiges Geschäftsmodell

Das Vorgehen ist simpel. Die skrupellosen Geschäftemacher werben gezielt Corona-kranke Menschen an, die sie an gesunde Menschen vermitteln. Die sogenannten Kunden mieten sich sprichwörtlich einen Infizierten, um eine eigene Infektion zu provozieren. Denn die meisten wissen, dass sie in der derzeitigen Phase mit hoher Wahrscheinlichkeit angemessen behandelt werden würden. Vor allem gesetzlich krankenversicherte rennen den Drahtziehern dieser Masche die Bude ein.

Die Termine mit den Infizierten sind unterschiedlich teuer. Am erschwinglichsten sind tatsächlich Termine mit solchen Patienten, die einen besonders schweren Krankheitsverlauf haben. Denn immerhin machen die Betreiber mit den angeworbenen Kranken halbe-halbe. Ein über 60-jähriger Raucher mit kritischem Krankheitsverlauf verlangt natürlich ein weitaus niedrigeres Honorar als ein solcher, der Mitte 20 ist und demnächst wieder Bäume ausreißen wird.

Der Peak wird kommen

Menschenrechtler sind alarmiert. Sie verurteilen den neu geschaffenen Geschäftszweig auf das schärfste. Sie sind entsetzt darüber, dass hier mit teilweise Schwerstkranken Profit gemacht wird. Dass sie als Ware gehandelt werden. Einige Vertreter von Amnesty International sprechen sogar von „Menschenhandel auf unterstem Niveau“. Durch ein solches Geschäftsmodell werde ein drohender Peak, an dem das Gesundheitssystem zerbricht, nicht aufgehalten, sondern sogar noch früher eintreten. Zahlreiche Mediziner und Forscher pflichten der Menschenrechtsorganisation bei.

Die betroffene Gesellschaft Profitable Entrepreneurs gegen die Infizierung des Abendlandes AG verwahrt sich gegen solche Beschuldigungen. Sie verweist darauf, dass ein bald anstehender Peak inklusive Zerreißprobe für das Gesundheitswesen auch durch Hamsterkäufe und Plünderungen von Kliniken in noch nähere Zukunft gerückt werden würde. Die Geschäftsleute nehmen für sich in Anspruch, die Ängste in der Bevölkerung ernstzunehmen. Im Gegensatz zur Regierung würden sie tatsächlich handeln. Ein katastrophaler Höchststand an Infizierungen stünde so oder so ins Haus. Durch die gezielte Weitergabe der Krankheit würden zumindest zahlungskräftige Patienten davor bewahrt werden, dem kaputtgesparten Gesundheitssystem im Land zum Opfer zu fallen.


Nachwort: Ein solches Geschäftsmodell existiert nicht und das wird es hoffentlich auch nie. Der Nährboden für solch perverse Geschäfte ist allerdings da. Eine Mischung aus Staatsversagen und mangelnder Kommunikation begünstigt ihn. Wer eine solche Vorstellung für absurd und völlig abartig hält, der sei daran erinnert, dass in Deutschland aktuell 28.000 Intensivbetten vorhanden sind. Viele davon sind derzeit aufgrund anderer medizinischer Notfälle belegt. Ein ungebremster Anstieg von schweren Krankheitsverläufen würde die Kapazitäten aber schnell übersteigen. Und das ist nicht minder abartig.

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